"Eine bischöfliche Person steht im Licht der Öffentlichkeit, sie übt eine Vorbildfunktion aus. Die Bischöfe treten immer wieder auch als moralische Mahner auf und reden den Menschen ins Gewissen. Alkohol am Steuer ist kein Kavaliersdelikt. Alkohol im Straßenverkehr führt zu schlimmsten Gefährdungen. Wir sehen besonders bei Jugendlichen, welche katastrophalen Folgen das haben kann. Wer das als Geistlicher oder als Pastorin erlebt hat oder mit der Polizei die Nachricht vom Tod überbringen musste, der kennt die Dimensionen dieses Schreckens.
Bischöfin Käßmann wusste, dass sich ihr Vergehen nicht leichtfertig übersehen lässt. Sie konnte nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Wir wiederum müssen von einer bischöflichen Person und einem Christenmenschen eine in jeder Hinsicht glaubwürdige öffentliche Entschuldigung erwarten können.
Ein Rücktritt ist eine persönliche Frage, die nur sie allein zu entscheiden hatte. Ich will nicht zu denen gehören, die einen Stein auf Bischöfin Käßmann werfen. Zum Glück hat sie keinen Menschen geschädigt. Ich denke auch, die Kirche kann ihr Versagen aushalten und, dem Vaterunser gemäß, den Schuldigen vergeben.
Jeder sehe zu, dass er nicht selber falle. Hüten wir uns vor Selbstgerechtigkeit und übereiliger öffentlicher Erregung. Aber gerade Bischöfinnen und Bischöfe, die in der Öffentlichkeit stehen, müssen wissen: Die Menschen dürfen Anstand und gerechtes Verhalten von uns erwarten."