Eine Empfehlung an die Synode ist im November möglich. Bis dahin wird der Rat vom bisherigen Vizevorsitzenden Nikolaus Schneider geführt.
Tutzing. Der Rat der Evangelischen Kirche (EKD) ist zwei Tage nach dem Rücktritt von Margot Käßmann in Deutschland zu Beratungen über die Nachfolge für die Ratsvorsitzende zusammengekommen. EKD-Sprecher Reinhard Mawick sagte am Freitag am Rande des Treffens in Schloss Tutzing am Starnberger See, eine Weichenstellung „ist gut möglich“. Die 13 Mitglieder redeten über eine Empfehlung an die Synode der EKD, die das neue Oberhaupt der 25 Millionen Protestanten im November wählt.
Zumindest bis dahin wird der Rat vom bisherigen Vizevorsitzenden Nikolaus Schneider geführt, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ist. Käßmann war am Mittwoch nach nur vier Monaten als Ratsvorsitzende und zugleich als Hannoversche Landesbischöfin zurückgetreten, weil sie mit 1,54 Promille Alkohol im Blut eine rote Ampel überfahren hatte.
Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl sagte in Tutzing, er erwarte von der Tagung der 13 Ratsmitglieder noch keine Vorentscheidung. „Wir sind nicht allein in der Kirche. Es gibt viele, die einbezogen werden sollte“, sagte Bohl und mahnte, „dass wir in Ruhe die Dinge entscheiden, die zu entscheiden sind“.
Schneider sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Ich merke, wie ich gerade in die Aufgabe hineinwachse.“ Er habe aber keine Karrierepläne. Im WDR sagte er, die Themen, die ihm wichtig seien, seien soziale Gerechtigkeit, die Ökumene und der Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan. Die evangelische Kirche habe mit Käßmann „eine gute Stimme und ein gutes Gesicht“ verloren und müsse sich jetzt neu organisieren, aber sie müsse auch weiterhin Stellung nehmen zu gesellschaftlichen Fragen.
Über die Ergebnisse der Tutzinger Ratssitzung wollen Schneider und Synoden-Präses Katrin Göring-Eckardt am Samstag (11.30 Uhr) auf einer Pressekonferenz berichten.
EKD-Sprecher Mawick sagte in Tutzing: „Dies ist natürlich eine besondere Sitzung nach dem Rücktritt von Margot Käßmann.“ Die evangelische Kirche habe so etwas noch nicht erlebt. „Der Rat wird nun beraten, wie es weitergeht“, sagte Mawick. „Empfehlungen geben, das genau ist das Thema, über das der Rat reden wird.“ Die Synode - das Kirchenparlament der EKD – werde im November zunächst die inzwischen zwei vakanten Sitze im Rat neu besetzen und anschließend aus dem Kreis der 15 Mitglieder den neuen Ratsvorsitzenden wählen. Es könne also auch jemand sein, der dem Gremium noch gar nicht angehöre. Der oder die Ratsvorsitzende müsse kein Bischof sein, aber seit 1948 sei immer ein leitender Geistlicher einer Landeskirche zum Ratsvorsitzenden gewählt worden.