In einer Gedenkstunde ist im Bundestag an die Opfer des Holocaust erinnert worden. Israels Präsident Schimon Peres hielt eine bewegende Rede.
Als „ewiges Warnzeichen, als Verpflichtung zur Heiligkeit des Lebens“ hat der israelische Präsident Schimon Peres den Holocaust in einer bewegenden Rede im Bundestag bezeichnet. 65 Jahre nachdem am 27. Januar 1945 das NS-Konzentrationslager Auschwitz durch russische Truppen befreit wurde, forderte er am internationalen Holocaust-Gedenktag Deutschland und die Welt auf, die noch lebenden Nazi-Verbrecher vor Gericht zu stellen. „Ich bitte Sie, tun sie alles, um diesen Verbrechern ihre gerechte Strafe zu erteilen“, sagte der 86-jährige Friedensnobelpreisträger in einer Sondersitzung des Bundestages vor Abgeordneten und den Spitzen des Staates. „In unseren Augen handelt es sich nicht um Rache. Es geht um Erziehung“, sagte Peres vor allem mit Blick auf die junge Generation. „Die Jugend muss sich erinnern, darf nicht vergessen und muss wissen, was geschehen ist.“
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Überall auf der Welt gebe es immer weniger Überlebende des von den Nazis organisierten Mordes an den Juden, sagte Peres. „Ihre Zahl nimmt täglich ab. Und gleichzeitig leben auf deutschem Boden, in Europa und anderswo auf der Welt noch immer Menschen, die damals dieses schrecklichste Ziel verfolgten: den Völkermord.“
In seiner Rede sprach Peres am zweiten Tags seines Deutschlandbesuchs auch den Konflikt mit dem Iran an. Israel lehne „ein fanatisches Regime ab, das die Charta der Vereinten Nationen missachtet“, sagte er. Ein Regime, das Atomkraftwerke und Nuklearraketen besitze, mit denen es sein eigenes Land und andere Länder terrorisiere, „ist eine Gefahr für die Welt“. Eine Lehre aus dem millionenfachen Mord der Nazis an den Juden müsse sein: „Nie wieder dürfen blutrünstige Diktatoren ignoriert werden, die sich hinter demagogischen Masken verbergen und mörderische Parolen von sich geben.“ Die internationale Gemeinschaft rief er darum zum Handeln im Atomstreit mit dem Iran auf.
Vor Peres hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) während der Sondersitzung im Bundestag das besondere Verhältnis zwischen Israel und Deutschland betont. „Wir Deutschen tragen eine Mitverantwortung für den Staat Israel“, sagte Lammert. Wo sein Existenzrecht und seine Sicherheit bedroht sei, gebe es für die Deutschen keine Neutralität. „Manches ist verhandelbar, das Existenzrecht Israels ist es nicht“, so Lamert. Mit Blick auf den Iran sagte er, ein atomar bewaffneter Staat in Israels Nachbarschaft, „geführt von einem offen antisemitisch organisierten Regime“ sei nicht nur für Israel unerträglich. „Die Weltgemeinschaft darf eine solche Bedrohung nicht dulden.“