Bei mindestens 50 Prozent liegt die Betreuungsquote für Kinder in Ostdeutschland. Der Westen hat dagegen erheblichen Nachholbedarf.
Wiesbaden. Trotz Aufholjagd des Westens: Ostdeutschland liegt bei der Kinderbetreuung bundesweit mit großem Abstand vorn. Nach den Zahlen, die das Statistische Bundesamt heute in Wiesbaden veröffentlichte, besuchen dort noch immer weit mehr Kinder Krippen oder Kitas als in den alten Bundesländern. Demnach lag die Betreuungsquote im März 2009 in mehr als jeder zweiten kreisfreien Stadt und in fast jedem dritten Landkreis im Osten bei mindestens 50 Prozent. In Westdeutschland wurden dagegen überwiegend nur zwischen fünf und 15 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe in entsprechenden Einrichtungen betreut. In Berlin betrug die Quote 41,5 Prozent.
Dass die Quote in den neuen Bundesländern im Gegensatz zum Westen schon heute sehr viel höher liegt, hängt noch mit dem umfassenden System der Kinderbetreuung in der DDR zusammen. So gab es denn auch die höchsten Betreuungsquoten laut Statistischem Bundesamt in drei Landkreisen in Sachsen-Anhalt: Der Kreis Jerichower Land hatte mit 61,8 Prozent zum genannten Stichtag die bundesweit höchste Betreuungsquote, gefolgt vom Salzlandkreis (59,6 Prozent) und dem Landkreis Börde (57,7 Prozent).
Sachsen-Anhalt ist den Angaben zufolge das einzige Bundesland, in dem alle Landkreise und kreisfreien Städte eine Betreuungsquote von mindestens 50 Prozent aufwiesen. Die niedrigsten Betreuungsquoten für Kinder unter drei Jahren haben die niedersächsischen Landkreise Aurich (5,8 Prozent), Cloppenburg (5,3 Prozent) und Leer (3,6 Prozent).
Im Osten Deutschlands liegen die niedrigsten Betreuungsquoten für Kinder dieser Altersstufe bei 32,1 Prozent im sächsischen Erzgebirgskreis und im thüringischen Landkreis Eichsfeld mit 31,6 Prozent. Diese beiden Landkreise sind die einzigen in den neuen Bundesländern, die eine geringere Betreuungsquote für unter Dreijährige aufweisen als der Kreis mit der höchsten Betreuungsquote in Westdeutschland: die Stadt Heidelberg in Baden-Württemberg mit 35,8 Prozent.
Dass Sachsen bei der Betreuung so weit vorne liegt, hängt auch mit dem dort bereits bestehenden Rechtsanspruch auf Tagesbetreuung für Kinder von Geburt an zusammen. Bis 2013 soll es auch einen bundesweit geltenden Rechtsanspruch geben. Dafür soll das Angebot auch im Westen auf 35 Prozent der Kinder bis zu drei Jahren ausgebaut werden. Um den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung bis 2013 zu verwirklichen, sind aber noch gewaltige Anstrengungen nötig, wie der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Stephan Articus, kürzlich erläuterte. Und die könnten die Städte aufgrund der Finanzmisere nicht ohne weitere Finanzhilfen von Bund und Ländern bewältigen. Um etwa eine Betreuungsquote wie in den östlichen Bundesländern zu erreichen, seien im Westen weitere rund 510.000 Krippen- oder Kita-Plätze erforderlich.