Beim Blick aus dem Kanzleramt kann sich die Kanzlerin selbst ins Auge sehen. Ihr Klimaberater hofft auf ein Wunder.
Berlin. Aus dem Fenster des Kanzleramts konnte Angela Merkel sich selbst in die Augen sehen: Greenpeace-Kletterer hatten ihr überdimensioniertes Konterfei am Berliner Hauptbahnhof angebracht. „Frau Merkel: Klima retten! Jetzt oder nie! Kopenhagen 2009“, hieß es auf 18 mal 28 Meter großen Transparenten, die die Umweltschützer an den beiden Bürotürmen des Bahnhofs entrollten. In Kopenhagen verhandeln die Vereinten Nationen von Montag an über bindende Regeln im Kampf gegen den Klimawandel. „Der Klimagipfel darf nicht zu einem Festival der politischen Rhetorik verkommen“, forderte Greenpeace in einer Mitteilung.
Auch direkt vor Merkels Tür traten Umweltschützer in Aktion: Um im Sinne des Klimaschutzes für den Schutz der Moore zu demonstrieren, brachte der Naturschutzbund eine „Moorjungfrau“ vor das Kanzleramt. Bei frostigen Temperaturen posierte die junge Frau auf einem Stein – wie die Kleine Meerjungfrau, das Wahrzeichen Kopenhagens.
Der Gipfel in Kopenhagen braucht nach Einschätzung des Experten und Merkel-Beraters Hans Joachim Schellnhuber eine „Sternstunde“, um eine Klimakatastrophe doch noch abzuwenden. „Wir haben hier ein nahezu unlösbareres Problem“, sagte Schellnhuber der Agentur Reuters. Den Klimawandel könnten die Menschen sehr lange kaum wahrnehmen – bis die Auswirkungen so groß seien, dass man nicht mehr reagieren kann. „Wir sind auf einer Titanic, wo sie aber anders als damals gute Sicht über den Horizont haben, mit einem guten Ausguck. Aber auf der Brücke sind 192 Kapitäne. Das ist eine fatale Situation“, sagte der Chef des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), der zur Delegation von Merkel gehört. „Ich hoffe auf eine Sternstunde in Kopenhagen.“ (dpa/rtr)