Zweimal durchgefallen, dann stimmte sogar die Opposition für sie. Heide Simonis: „Ich glaube, Männer hassen uns wirklich.“
Erfurt. Es war ein Drama in drei Akten: Christine Lieberknecht (51) ist nach einem wahren Wahl-Krimi zur neuen Ministerpräsidentin in Thüringen gewählt worden. Sie setzte sich erst im dritten Wahlgang in einer Kampfkandidatur gegen Bodo Ramelow (Linke) durch.
Lieberknecht erhielt 55 von 87 Stimmen. Ramelow kam auf 27 Stimmen. Die neu gebildete CDU/SPD-Koalition verfügt über 48 der 88 Sitze im Parlament. Die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD), die viermal bei der Wiederwahl scheiterte, sagte: „So, wie sie mich behandelt haben und wie sie jetzt Frau Lieberknecht in Thüringen behandelt haben – ich glaube, Männer hassen uns wirklich.“
Für sie seien mehrere Wahlgänge nicht überraschend gewesen, sagte Lieberknecht. Schließlich habe es „dramatische Wochen“ bis zum Abschluss des Koalitionsvertrags zwischen CDU und SPD gegeben. Zwei völlig unterschiedliche Parteien hätten sich angenähert. Sie zeigte sich überzeugt, dass sich die neue Regierung ihrer Mehrheit im Landtag künftig sicher sein könne. „Das war die einzige geheime Wahl.“ Sie kündigte an, dass sie für eine starke Regierung, aber auch ein starkes Parlament stehe.
SPD-Chef Christoph Matschie erklärte: „Die SPD hat gestanden bei allen Abstimmungen.“ Allerdings war die Bildung der Koalition mit der CDU in der Thüringer SPD heftig umstritten. Viele Sozialdemokraten favorisierten eine Koalition mit der Linkspartei. „Ich habe Hochachtung für Frau Lieberknecht“, sagte Ramelow, nachdem er der neuen Ministerpräsidentin gratuliert hatte. Für ihn zeige die Wahl, dass die neue Koalition nach wie vor gespalten ist. Lieberknecht tue gut daran, dass Parlament an den Regierungsentscheidungen zu beteiligen. „Wenn sie nur auf die Koalition angewiesen ist, wird sie Schiffbruch erleiden.“ Ramelow sprach von einem „klassischen Fehlstart“ der neuen Regierung. „Da stolpert zusammen, was nicht zusammengehört.“
Lieberknecht tritt die Nachfolge von Dieter Althaus an, der vor knapp zwei Monaten nach dem schlechten Abschneiden der CDU bei der Landtagswahl zurückgetreten war. Sie ist die erste CDU-Politikerin, die Regierungschefin in einem Bundesland wurde. Bislang war Heide Simonis von 1993 bis 2005 die einzige Regierungschefin eines Bundeslandes gewesen. Simonis war bei der Wiederwahl im März 2005 allerdings viermal gescheitert, weil es einen Abweichler in den eigenen Reihen gab. Er wurde der „Heide-Mörder" genannt, in Anspielung an einen Mörder, der in der Lüneburger Heide sein Unwesen trieb. (dpa/ryb)