In der Sache richtig, im Ton falsch. So schätzt der jüdische Publizist Ralph Giordano die Aussagen von Thilo Sarrazin ein.
Der jüdische Schriftsteller Ralph Giordano hat die umstrittenen Äußerungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin zur Ausländer-Integration verteidigt. Sarrazin liege in der Sache richtig, habe sich aber im Ton vergriffen, sagte der Publizist dem Sender MDR Info.
„Sarrazin beschreibt die Wirklichkeit darin so, wie sie ist, und nicht wie seit vielen Jahren von der politischen Korrektheit dargestellt“, sagte Giordano. Der Bundesbanker habe vollkommen recht mit dem Kernsatz: „Der Sozialstaat wird nicht fertig mit Problemen, die er selbst geschaffen hat.“
Damit distanzierte Giordano sich vom Zentralrat der Juden, der Sarrazin scharf kritisiert und ihm Nähe zum Nationalsozialismus vorgeworfen hatte. Sarrazin hatte sich in einem Interview kritisch über in Berlin lebende Türken und Araber geäußert und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Darin sagte er unter anderem: „Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.“
Bundesbankvorstand Axel Weber hatte sich bei der IWF-Tagung in Istanbul von Leibwächtern schützen lassen müssen. Nach dem Schuhwurf auf den IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn hatte man Angst um die Sicherheit des Bundesbankers wegen der umstrittenen Sarrazin-Äußerungen.
Der Vorstand der Bundesbank berät wegen der umstrittenen Äußerungen von Sarrazin zu Ausländern über dessen berufliche Zukunft. Die sechs Vorstandsmitglieder kamen am Dienstag zusammen, um über eine Entmachtung des früheren Berliner Finanzsenators zu entscheiden. Sarrazin soll nach verschiedenen Berichten seine Zuständigkeiten für Bargeld und Risiko-Controlling verlieren. Er soll zum IT-Chef degradiert werden. Auch Bundesbank-Präsident Axel Weber, der Sarrazin bereits den Rücktritt nahe gelegt hatte, unterstütze den Plan.