Drei Tage vor Ende der Uno-Rassismuskonferenz in Genf haben rund 140 Länder am Dienstag unerwartet eine bereits vorbereitete Abschlusserklärung angenommen. Offenbar hatten viele Teilnehmer befürchtet, dass der Text noch geändert werden könnte.

Genf. Drei Tage vor Ende der Uno-Rassismuskonferenz in Genf haben gestern rund 140 Länder unerwartet eine bereits vorbereitete Abschlusserklärung angenommen. Es habe keine Gegenstimme gegeben, sagte ein Uno-Sprecher. Hintergrund der frühen Verabschiedung ist die Befürchtung, dass der Text durch weitere Diskussionen verändert werden könnte.

An diesem Freitag, dem letzten Tag der als "Durban II" bezeichneten Überprüfungskonferenz für bereits 2001 in Südafrika gefasste Beschlüsse gegen Rassendiskriminierung, Intoleranz und Fremdenhass, soll der Text nur noch einmal diskutiert werden. Libyen etwa hat noch Änderungswünsche, insbesondere was die Palästinenserfrage angeht. Die kämen dann aber nicht mehr zum Tragen, hieß es in Genf.

Der Text ist eine vor allem wegen Israel stark veränderte Neufassung einer früheren Version. Israel, das gestern zur Erinnerung an die von den Nationalsozialisten ermordeten sechs Millionen Juden den Holocaust-Gedenktag beging, wird in dem Papier nun nicht mehr namentlich erwähnt.

Beim Auftakt der Konferenz hatte Irans Staatschef Mahmud Ahmadinedschad am Montag für einen Eklat gesorgt, indem er Israel als ein "höchst grausames und unterdrückerisches rassistisches Regime" bezeichnete. Mehrere Delegationen europäischer Länder verließen aus Protest gegen die Rede den Saal. Deutschland, Israel, die USA und andere Staaten nehmen an der Konferenz nicht teil, weil sie einen derartigen Eklat schon erwartet hatten.

Der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel äußerte sich gestern empört über Ahmadinedschad. Dessen Rede sei "eine Beleidigung unserer Erinnerung" gewesen, sagte Wiesel. Die Uno seien als "Antwort auf die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs" gegründet worden und müssten gegen antisemitische Äußerungen protestieren. Er könne daher nicht verstehen, warum es Ahmadinedschad "erlaubt wurde zu sagen, was er sagte", so Wiesel.

Auch der Vatikan übte scharfe Kritik an den anti-israelischen Äußerungen des iranischen Präsidenten. Als "extremistisch und inakzeptabel" bezeichnete der Vatikan-Pressechef Federico Lombardi die Tiraden.

Unterdessen kündigte Ahmadinedschad in Teheran an, künftig alle internationalen Konferenzen zu besuchen. Er warf dem Westen "Intoleranz" vor. Seinetwegen hätten einige Länder die Uno-Tagung in Genf boykottiert.