Das frühere RAF-Mitglied Christian Klar kommt nach mehr als 26 Jahren Haft wieder auf freien Fuß. Er wurde unter anderem wegen der Beteiligung an den Morden an Generalbundesanwalt Siegfried Buback, Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer und dem Bankier Jürgen Ponto zu fünfmal lebenslanger Haft verurteilt. Das Hamburger Abendblatt sprach mit dem Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts. Hier geht’s zur RAF-Chronik.
Hamburg/Göttingen. Hamburger Abendblatt: Was empfinden Sie dabei, dass Christian Klar demnächst aus der Haft entlassen wird? Michael Buback: Wir haben inzwischen zur Kenntnis genommen, dass Täter zwar die Strafe "Lebenslänglich" erhalten, aber was etwas verwirrend ist - die Strafe nicht lebenslänglich andauern darf. Entscheidend ist die Mindestverbüßungsdauer. Nach deren Ablauf gelangt ein Täter in Freiheit, wenn von ihm keine Gefahr mehr ausgeht. Bei Klar soll das, wie ich gelesen habe, der Fall sein. Insofern wird die Rechtslage kaum eine andere Entscheidung zulassen, als Klar in Freiheit zu entlassen. Für meine persönlichen Empfindungen ist wichtiger, dass ich Klars Tatbeitrag zum Attentat, dem mein Vater und seine beiden Begleiter zum Opfer fielen, nicht kenne. Es sind im vergangenen Jahr bedrückende neue Informationen publik geworden. Die Bundesanwaltschaft ermittelt jetzt gegen zwei weitere mögliche Tatbeteiligte, so dass deren Zahl inzwischen von drei auf fünf angestiegen ist. Da die Ermittlungen nicht recht vorangehen, habe ich mit meiner Frau eigene Aufklärungsbemühungen unternommen, sogar ein Buch geschrieben, was zunächst nicht unsere Absicht war. Inzwischen steht mit hoher Wahrscheinlichkeit fest, dass die beiden Personen, die den Mord in Karlsruhe ausführt haben, nicht verurteilt und nicht einmal angeklagt worden sind. Das ist ein enormes Problem für uns. Wir können uns nur wundern, dass so viel über Klar und so wenig über die Klärung des Karlsruher Mordes gesprochen wird.
Abendblatt: Möchten Sie mit ihm Kontakt aufnehmen, sprechen? Buback: Ich suche keinen Kontakt zu einem Terroristen, der an der Ermordung meines Vaters beteiligt war. Andererseits würde ich den Telefonhörer nicht auflegen, wenn mir Klar etwas mitteilen möchte. Mein Hauptanliegen ist es, die Wahrheit zum Karlsruher Attentat zu kennen, auch welchen Tatbeitrag Klar hierbei geleistet hat. Falls er die Person war, die im Fluchtauto außerhalb von Karlsruhe auf die Attentäter gewartet hat, wüsste er ja, welche zwei Personen vom Tatmotorrad in den Wagen zugestiegen sind, oder könnte mir bestätigen, ob es die beiden Personen sind, auf die sich jetzt unser besonderer Tatverdacht richtet. Allerdings mache ich mir keine großen Hoffnungen, Informationen von Klar zu erhalten.
Abendblatt: Hoffen Sie noch auf ein Bekenntnis und Reue", wie im Januar 2007 geäußert? Buback: Das Bekenntnis zur Tat und Reue sind in meinen Augen vor allem für den Täter selbst von Bedeutung. Er kann damit zeigen, dass er einen Trennstrich zu seinen früheren Verbrechen gezogen hat und den Wunsch der Angehörigen nach Klärung versteht. Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Wahrheit über das Attentat noch irgendwann ans Licht kommt. Vielleicht können ehemalige Terroristen dazu beitragen.