Altersteilzeit ist ein Fluch und ein Segen zugleich. Ein Segen, weil sie Freiräume für Ideen und Aktivität der silbernen Generation schafft. Viele sind dankbar für die Zeit des Lebens
Altersteilzeit ist ein Fluch und ein Segen zugleich. Ein Segen, weil sie Freiräume für Ideen und Aktivität der silbernen Generation schafft. Viele sind dankbar für die Zeit des Lebens, in der sie einer körperlich anstrengenden oder psychisch belastenden Tätigkeit nicht mehr nachgehen müssen.
Über dem Modell schwebt aber auch der Makel einer pervertierten Entwicklung. Zu viele ältere, erfahrene Mitarbeiter wurden in den vergangenen Jahren frühverrentet. Mit staatlicher Hilfestellung sortierten Unternehmen Heerscharen von Ergrauenden aus. Ihre Kompetenzen fehlen nun, da in vielen Branchen bereits Fachkräfte händeringend gesucht werden. Außerdem: Was ist das für eine Arbeitsgesellschaft, in der man die Alten formvollendet abschiebt und nur noch die Frischlinge im Berufsleben hofiert?
Was die SPD nun mit ihren Vorschlägen zur Verlängerung der Altersteilzeit will, ist im Ansatz löblich, im Kern aber keine Aufgabe einer staatlichen Regelung. Jeder Arbeitnehmer überlegt sich ganz individuell, wie er sich den Übergang in die Rente vorstellt. Warum muss das auf Kosten aller Beitragszahler geregelt werden?
Schon heute schlummern in der gesetzlichen Rentenversicherung flexible Modelle, wie man gegen Ende des Berufslebens beispielsweise als Halbtagsjobber Teilrenten beziehen kann. In den USA und Großbritannien gibt es "bridge pensions" für exakt diese Jahre vor der Rente. Das wäre einen Import ins deutsche Versicherungs- und Rentenwesen wert.
Im Übrigen können Arbeitgeber und Gewerkschaften in den jeweiligen Branchen gemeinsam besser entscheiden, wie man Altersteilzeit gestaltet und wer sich wie finanziell beteiligt. Das klappt in der Chemiebranche recht ordentlich. Und es beweist, dass die Altersteilzeit quicklebendig ist, ohne dass man viel staatliches Aufhebens darum macht.