Sie tagten nur drei Stunden, aber die Ergebnisse können sich sehen lassen: Die wichtigsten EU-Wirtschaftsnationen und die Europäische Zentralbank wollen alle Finanzmärkte und Marktteilnehmer stärker kontrollieren.
Berlin. Ein schlichtes, informelles Treffen im Kanzleramt sollte es werden. Gemeinsam mit den Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Wirtschaftsmächte der EU wollte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den nächsten Weltfinanzgipfel Anfang April in London vorbereiten.
Ohne Pomp lief die Veranstaltung tatsächlich ab. Dafür hatte sie es in sich. Denn die Teilnehmer einigten sich auf konkrete Schritte für mehr Transparenz und eine stärkere Kontrolle der Finanzmärkte. Zugleich erteilten sie allen protektionistischen Tendenzen eine klare Absage.
Bei dem gut dreistündigen Treffen stimmten Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, die Niederlande, Spanien, Luxemburg sowie Tschechien mit den Spitzen der EU-Kommission sowie der Europäischen Zentralbank und der Bank of England ihre Positionen ab. Ziel sei es, das Vertrauen in die Märkte wieder herzustellen, das bis heute nicht erreicht sei, sagte Merkel. Alle Finanzmärkte, -produkte und Marktteilnehmer, auch Hedgefonds und andere private Anlagegesellschaften, sollen einer angemessenen Aufsicht oder Regulierung unterstellt werden. Es sollen außerdem Sanktionsmechanismen entwickelt werden, um verstärkt gegen Steueroasen und "unkooperative" Finanzzentren vorzugehen.
Die Banken sollen in guten Zeiten zusätzliche Eigenkapitalpuffer aufbauen, um für schlechte Zeiten künftig besser gerüstet zu sein. Auf dem Londoner Gipfel sollen Gespräche über eine globale Charta für nachhaltiges Wirtschaften aktiv unterstützt werden. Die EU-Spitzen unterstützen Pläne, die Mittel des IWF zu verdoppeln, damit er Ländern bei Zahlungsbilanzschwierigkeiten schnell und flexibel helfen kann.
Für Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy stand nicht erst nach der Besprechung im Kanzleramt fest, wie wichtig der Weltfinanzgipfel ist. Einen Misserfolg könnten sich die führenden Industrie- und Schwellenländer nicht leisten: "Dies ist die letzte Chance."