Eine stärkere Regulierung und bessere Aufsicht für Banken, Berater und Hedgefonds sollen für Sicherheit und Vertrauen sorgen.

Berlin. Ein schlichtes, informelles Treffen im Kanzleramt sollte es werden. Gemeinsam mit den Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Wirtschaftsmächte der EU wollte Angela Merkel (CDU) den nächsten Weltfinanzgipfel Anfang April in London vorbereiten. In der Tat lief die Veranstaltung ausgesprochen sachlich ab, allein die freundliche Begrüßung der Bundeskanzlerin für jeden einzelnen Gast entsprach dem üblichen Zeremoniell. Dafür hatte die Zusammenkunft es dann bei den Inhalten in sich: Die Teilnehmer einigten sich auf konkrete Schritte für mehr Transparenz und eine stärkere Kontrolle der Finanzmärkte. Zugleich erteilten sie allen protektionistischen Tendenzen eine klare Absage.

Die Bundeskanzlerin erhielt zudem Unterstützung für ihre Idee einer globalen "Charta des nachhaltigen Wirtschaftens", in der die Prinzipien für eine neue Weltfinanzarchitektur festgeschrieben werden sollen.

Bei dem etwa vierstündigen Treffen stimmten Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, die Niederlande, Spanien, Luxemburg sowie Tschechien mit den Spitzen der EU-Kommission sowie der Europäischen Zentralbank und der Bank of England ihre Positionen ab. Ziel sei es, dass Vertrauen in die Märkte wiederherzustellen, das bis heute nicht erreicht sei, sagte Merkel.

Mit einem ganzen Forderungskatalog wollen die Europäer im April nach London fahren. So sollen alle Finanzmärkte, -produkte und Marktteilnehmer, auch Hedgefonds und andere private Anlagegesellschaften, einer angemessenen Aufsicht oder Regulierung unterstellt werden. Es sollen außerdem Sanktionsmechanismen entwickelt werden, um verstärkt gegen Steueroasen und "unkooperative" Finanzzentren vorzugehen. Spaniens Ministerpräsident Jose Luis Rodríguez Zapatero betonte, die neue Finanzordnung müsse den Steuerparadiesen ein Ende bereiten. Weitere Elemente des gemeinsamen Papiers: Die Banken sollen in guten Zeiten zusätzliche Eigenkapitalpuffer aufbauen, um für schlechte Zeiten künftig besser gerüstet zu sein. Auf dem Londoner Gipfel sollen Gespräche über eine globale Charta für nachhaltiges Wirtschaften aktiv unterstützt werden, die Merkel ins Spiel gebracht hatte. Die EU-Spitzen unterstützen Pläne, die Mittel des IWF zu verdoppeln, damit er Ländern bei Zahlungsbilanzschwierigkeiten schnell und flexibel helfen kann. Der britische Premierminister Gordon Brown sprach sich dafür aus, internationalen Finanzinstitutionen im Kampf gegen die Krise mindestens 500 Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen. Die Beschlüsse sollen am 19. und 20. März beim EU-Gipfel in Brüssel beraten und dann von den europäischen G20-Mitgliedern in London vertreten werden.

Für Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy stand nicht erst nach der Besprechung im Kanzleramt fest, wie wichtig der Weltfinanzgipfel ist. "Wir können es uns nicht leisten, dass London zum Misserfolg wird", sagte Sarkozy und machte unmissverständlich klar: "Wir sind uns alle der Tatsache bewusst, dass das eine letzte Chance ist."