Westerwelle: Große Koalition ist “fertig und zerstritten“. Die Anhänger von CDU und CSU vermissen laut Umfrage einen klaren Kurs. Schwarz-Gelb hätte derzeit eine Mehrheit von 52 Prozent. SPD stagniert auf niedrigem Niveau.

Hamburg/Berlin. Die FDP setzt nach einer Forsa-Umfrage ihren Höhenflug fort und kann demnach ihr "Projekt 18" mit mehrjähriger Verspätung möglicherweise doch noch verwirklichen. In der wöchentlichen Befragung für den "Stern" sowie den Fernsehsender RTL, die noch vor dem Rücktritt von Wirtschaftminister Michael Glos (CSU) erhoben wurde, kommen Union und FDP mit zusammen 52 Prozent auf eine stabile bürgerliche Mehrheit.

Die FDP stieg im Vergleich zur Vorwoche um zwei Punkte auf 18 Prozent. Die Union verharrt in der Umfrage bei 34 Prozent, sie bleibt damit wie in der Vorwoche unter ihrem Wahlergebnis von 2005 (35,2 Prozent). Die SPD schafft es weiterhin nicht, ihr Tief zu überwinden wie in der Woche zuvor liegt sie bei 23 Prozent. Die Grünen fallen um einen Punkt auf 10 Prozent, die Linkspartei liegt unverändert bei 11 Prozent. Für "sonstige Parteien" würden sich 4 Prozent der Wähler entscheiden (minus 1).

Laut Forsa findet derzeit eine Art Austausch im bürgerlichen Lager statt: 37 Prozent derjenigen, die die FDP wählen wollen, hätten früher für die Union votiert. Sie vermissten Identität und "klaren Kurs" der Union und sähen ihre Interessen eher bei der FDP aufgehoben.

FDP-Partei- und Fraktionschef Guido Westerwelle sieht die Große Koalition nach dem turbulenten Wechsel an der Spitze des Wirtschaftsministeriums politisch am Ende. "Die sind fertig und zerstritten", sagte er. Westerwelle verwies auf die Abrechnung des bisherigen Wirtschaftsministers Michael Glos (CSU) mit dem Zustand im Kabinett. Das zeuge von einem "hellen Durcheinander". "Diese Koalition hat den Bezug zum Volk verloren." Bei der Union sei die Wirtschaftskompetenz inzwischen "verdunstet".

Den Höhenflug der eigenen Partei kommentierte Westerwelle zurückhaltend. "Wir bleiben auf dem Teppich." Die FDP will auf jeden Fall mit einer Koalitionsaussage in die Bundestagswahl gehen. Nach heutigem Stand wird sie zugunsten der Union ausfallen, aber auch andere Varianten sind nicht ausgeschlossen.