Im Stadtstaat Hamburg und in Hessen funktioniert die Integration von Ausländern im deutschlandweiten Vergleich am besten. Nach einer Untersuchung...
Hamburg. Im Stadtstaat Hamburg und in Hessen funktioniert die Integration von Ausländern im deutschlandweiten Vergleich am besten. Nach einer Untersuchung des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung schnitten das Saarland, Niedersachsen und Bremen am schlechtesten ab. Hamburg hat unter den Migranten einen Akademikeranteil von 29 Prozent. Fast jeder dritte Einwanderer ist demnach Student oder Hochschulabsolvent. Gleichzeitig haben Hamburg (14 Prozent) und Hessen (12 Prozent) einen hohen Anteil an Einwanderern ohne schulische oder berufliche Bildung.
In der Städtewertung des Instituts sind München, Bonn, Frankfurt am Main und Düsseldorf Spitze. Dortmund, Nürnberg, Duisburg liegen auf den letzten Plätzen.
Berlin kommt auf einen Mittelwert, gleichzeitig widerspricht die Studie "Ungenutzte Potenziale - Zur Lage der Integration in Deutschland" dem verbreiteten Urteil, in der Hauptstadt lebe die größte türkische Gemeinschaft außerhalb der Türkei. "Berlin ist nicht die Hochburg der Migration in Deutschland", sagte Instituts-Direktor Reiner Klingholz. Dies seien vielmehr Frankfurt und Stuttgart.
Am besten schneiden bei der gestern in Berlin vorgestellten Studie die Einwanderer aus EU-Ländern, deutschstämmige Aussiedler sowie Migranten aus dem Fernen Osten ab. Als mit Abstand am schlechtesten integrierte Gruppe weist die Studie Menschen mit türkischen Wurzeln aus. 30 Prozent von ihnen haben keinen Schulabschluss, nur 14 Prozent haben Abitur, nicht einmal halb so viele wie in der deutschen Bevölkerung, weniger auch als bei den anderen Zuwanderergruppen. Selbst in der zweiten Generation verbessern sich die Werte nur geringfügig. Die Gruppe der Aussiedler schneidet hingegen bundesweit gut ab: Nur drei Prozent sind ohne Abschluss, 28 Prozent haben die Hochschulreife.
Die Autoren der Studie messen die Integration anhand von 20 Kriterien: Zu ihnen gehören der Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft, Ehen mit Deutschen, Bildungsniveau, Erwerbslosen- und Hausfrauenquote oder der Anteil der Beschäftigten mit ausländischen Wurzeln im öffentlichen Dienst. Erstmals werden einzelne Migrantengruppen inklusive der Zuwanderer mit deutschem Pass verglichen. Ausgewertet wurde der Mikrozensus des Jahres 2005 mit 800 000 Befragten. Danach haben fast 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ihre Wurzeln im Ausland - das sind gut 15 der 82 Millionen Einwohner. Das bedeutet, gut jeder Fünfte ist zugewandert oder stammt aus einer Zuwandererfamilie. Etwa die Hälfte hat einen deutschen Pass.
Die Studie hat den Stand der Integration von acht Herkunftsgruppen analysiert: Aussiedler, Türkischstämmige, Europäer aus Ländern der EU-25 (ohne Südeuropa), Migranten aus den südeuropäischen Ländern, dem ehemaligen Jugoslawien, dem Fernen und Nahen Osten sowie aus Afrika. Die mit Abstand größte Gruppe mit Migrationshintergrund bilden die knapp vier Millionen Aussiedler, die im Wesentlichen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion stammen. Die Türkischstämmigen bilden mit rund 2,8 Millionen die zweitgrößte Gruppe, auch wenn sie in der öffentlichen Wahrnehmung meist als die gewichtigste gilt.
An dritter Stelle folgen die 1,9 Millionen Migranten, die aus anderen Ländern der EU mit Ausnahme der südeuropäischen Gastarbeiternationen kommen. Aus Griechenland, Italien, Portugal und Spanien wiederum stammen 1,5 Millionen Menschen. Aus dem ehemaligen Jugoslawien leben 1,1 Millionen Menschen in Deutschland, aus süd- und ostasiatischen Staaten wie Afghanistan, Pakistan, China und der Mongolei sind es 730 000.
Rund 540 000 Menschen führen ihren Ursprung auf eines der Nahost-Länder zurück. Für die Studie wurde unter diesem Begriff die gesamte Region des östlichen Mittelmeerraums einschließlich Iran und der Arabischen Halbinsel verwendet. Das Schlusslicht bilden die rund 500 000 Menschen, die ihre Wurzeln in Afrika haben.
Während die Studie auf den Erhebungen von 2005 basiert, ist die Zahl der Ausländer in Deutschland in den vergangenen Jahren noch weiter gestiegen. Lebten 2005 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 6,76 Millionen Menschen mit einem ausländischen Pass in Deutschland, waren es den jüngsten verfügbaren Zahlen zufolge Ende 2007 rund 7,25 Millionen.