Kommentar

Der Tod Jürgen W. Möllemanns ist eine Tragödie. Oft ist das Hobby des ehemaligen FDP-Politikers als Metapher für das Auf und Ab seiner politischen Laufbahn verwendet worden. Doch niemand, der in der Vergangenheit Worte wie "Absturz" benutzt hat, hat jemals gewünscht oder auch nur geahnt, dass er tatsächlich in den Tod stürzen könnte. Jürgen Möllemann liebte es, in der Öffentlichkeit zu stehen. Spektakuläre Auftritte waren seine Spezialität. Seinen Sport, das Fallschirmspringen, nutzte er geschickt zur Werbung für die eigene Person und für seine Partei. Wer so sehr in der Öffentlichkeit lebt und die Aufmerksamkeit um die eigene Person auch genießt, braucht vor allem Publikum und die Zuwendung der Öffentlichkeit. Beides ist Möllemann in den zurückliegenden neun Monaten versagt geblieben. Der einstige Superstar der Politik mutierte zur "Persona non grata", einem Menschen, um den es nicht nur still, sondern der sogar gemieden wurde. Wie wird ein öffentlicher Mensch damit fertig? Welche Spuren hinterlässt das? Welche Wunden? Fest seht, dass Jürgen Möllemann tief enttäuscht darüber war, dass sich ehemalige Weggefährten wie Hans-Dietrich Genscher von ihm abgewandt hatten. Tatsache ist aber auch, dass der Instinktpolitiker Möllemann für die Verdienste wie die Niederlagen seiner Karriere jederzeit selbst verantwortlich gewesen ist. Seine Triebfeder war ein brennender Ehrgeiz, der ihn auch immer wieder maßlos erscheinen ließ. Und der ihm nicht selten den Blick für das politisch Machbare verstellt hat. "Sein größter Feind ist er selbst", sagte Genscher einst über Möllemann. Und letztlich ist Möllemann an sich selbst gescheitert. Allein das macht ihn schon zu einer tragischen Figur. Sein Tod, ganz gleich, ob es ein Unfall war oder Selbstmord, setzt dahinter ein spektakuläres Ausrufezeichen.