Kardinäle aus Nigeria und Ghana stehen hoch im Kurs. Welche Rolle spielt bei der Suche der deutsche Erzbischof Georg Gänswein?
Rom. Kaum ist Papst Benedikt zurückgetreten, beginnen die Spekulationen um seine Nachfolge. Auch in den Wettbüros. Bei den britischen Buchmachern haben Kandidaten aus Afrika, Italien oder Kanada besonders gute Quoten. Das berichtete die italienische Nachrichtenagentur für Spiele und Wetten, Agipro News.
Viele sagen: Es ist Zeit für einen Papst aus Afrika auf dem Stuhl Petri. So war es eine besondere Geste des verstorbenen Johannes Paul II., dass er einen Afrikaner zu einem seiner Privatsekretäre ausgewählt hatte. Demnach zeichnet sich ein enges Rennen zwischen dem nigerianischen Kardinal Francis Arinze und dem Ghanaer Peter Turkson ab. Bei Francis Arinze ist allerdings nicht zu erwarten, dass er Streitpunkte wie "Zölibat" oder "Priestertum der Frau" zum Thema machen wird - geschweige denn, diese in Richtung moderne Kirche zu reformieren. Arinze hält sich strikt an die Linie Roms. Vor allem auf einem Gebiet ist der Nigerianer Experte: Seit mehr als 20 Jahren ist er für den Vatikan für den Dialog mit Nichtchristen zuständig gewesen. Arinze pflegt in dieser Aufgabe engen Kontakt mit wichtigen Vertretern des Islam. Und er bringt Erfahrung auch aus seiner Heimat mit: Denn in vielen Regionen Afrikas leben Muslime und Christen eng beieinander, immer wieder kommt es allerdings zu gewaltsamen Konflikten und Toten auf beiden Seiten.
Unklar ist bisher, welche Rolle der 56 Jahre alte Deutsche Georg Gänswein bei der Debatte um die Papst-Nachfolge spielt. Benedikt XVI. hat seinen Privatsekretär erst im Dezember 2012 zum Präfekten des päpstlichen Haushalts mit dem Titel eines Erzbischofs ernannt. Gänsweins Macht im Vatikan ist größer geworden.
Die Präfektur des päpstlichen Hauses ist etwa für Papstbesuche in- und außerhalb von Rom zuständig und organisiert die öffentlichen und privaten Audienzen des Papstes. Der aus dem Südschwarzwald stammende Gänswein arbeitet seit 1995 im Vatikan.
Während Gänsweins Rolle unklar ist, hat der Kanadier Marc Ouellet gute Chancen auf das Amt. Von den italienischen geistlichen Würdenträgern steht auch der Erzbischof Angelo Scola nach Angaben der Buchmacher hoch im Kurs, gefolgt von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, dem Zweithöchsten in der katholischen Kirchenhierarchie. Wetten werden auch über den Namen des nächsten Papstes abgeschlossen: Besonders gute Chancen haben nach Auskunft der Buchmacher Peter, Pius, Johannes Paul - und Benedikt.
Ebendieser Benedikt XVI. hatte am Montag überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Mindestens 15, maximal 20 Tage nach dem Tod des Papstes tritt das Kardinalskollegium üblicherweise zum Konklave zusammen, um einen Nachfolger zu wählen. Nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. rechnet der Vatikan bis Ostern mit der Wahl eines Nachfolgers.
Ob Nigerianer, Kanadier oder Deutscher - die Reformbewegung "Wir sind Kirche" im Bistum Limburg wünscht sich nach der zuletzt wachsenden Kritik an der konservativen Haltung Benedikts XVI. nun einen tatkräftigen Nachfolger: "Wir brauchen eine charismatische Persönlichkeit, die nicht im traditionellen Denken verhaftet ist, die Ärmel hochkrempelt und den katholischen Gläubigen hilft, wieder Vertrauen in ihre Kirche zu fassen", sagte eine Sprecherin der Bewegung.