Karikaturen einer französischen Satirezeitschrift könnten die ohnehin schweren Proteste in der arabischen Welt weiter anheizen.
Paris. Eine französische Satire-Zeitschrift provoziert neue Wutausbrüche radikaler Islamisten: Ungeachtet der gewaltsamen Proteste gegen den Mohammed-Film aus den USA veröffentlicht das Magazin „Charlie Hebdo“ in seiner Ausgabe vom Mittwoch Karikaturen des Propheten. Die Zeichnungen seien nicht provozierender als gewöhnlich, rechtfertigte sich der verantwortliche Redakteur Stéphane Charbonnier am Dienstag in einem Interview des Nachrichtensender i Tele. Die Karikaturen würden nur diejenigen schockieren, die schockiert sein wollten. Zugleich verwies er auf die Pressefreiheit.
Mohammed-Karikaturen hatten schon mehrfach gewaltsame Proteste in der islamischen Welt ausgelöst – Anfang 2006 kamen dabei mehr als 150 Menschen ums Leben. Auslöser waren Karikaturen der dänischen Zeitung „Jyllands-Posten“. Seit einigen Tagen gibt es heftige Proteste gegen ein in den USA produziertes Schmäh-Video über den Propheten. Das Terrornetz Al-Kaida hat dazu aufgerufen, US-Botschaften zu stürmen und Diplomaten zu töten. Bei Angriffen starben bereits etliche Menschen, darunter der US-Botschafter in Libyen.
Die französische Regierung rief die Medien des Landes am Dienstagabend dazu auf, vor dem Hintergrund der aktuellen Situation Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. Er missbillige jeglichen Exzess, hieß es in einer Stellungnahme von Premierminister Jean-Marc Ayrault. In Frankreich gelte die Meinungsfreiheit, gleichzeitig müsse aber Toleranz und Respekt gegenüber religiösen Überzeugungen walten. Der Rat der Muslime Frankreichs CFCM verurteilte die Veröffentlichung als „neuen islamfeindlichen Akt“, rief aber dazu auf, besonnen zu reagieren.
Das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ hatte wegen ähnlicher Provokationen bereits mehrfach Ärger. Nach der Veröffentlichung einer „Scharia“-Sonderausgabe mit einem „Chefredakteur Mohammed“ gingen im November 2011 die Redaktionsräume in Flammen auf.