Bei dem Anschlag kamen zwölf Menschen ums Leben. Eine Frau hatte einen mit Ausländern besetzten Kleinbus in die Luft gesprengt.
Kabul/Berlin. Eine Selbstmordattentäterin hat als Reaktion auf den Mohammed-Schmähfilm in der afghanischen Hauptstadt Kabul einen mit Ausländern besetzten Kleinbus in die Luft gesprengt. Zwölf Menschen starben am Dienstag, darunter acht Russen und Südafrikaner. Zu der Tat bekannte sich die Extremistengruppe Hesb-e-Islami, die bislang nicht mit solchen Anschlägen hervorgetreten war. Sie bezeichnete die Attacke als eine Antwort auf den in den USA produzierten anti-muslimischen Amateurfilm, der in den vergangenen Tagen eine Welle des Protestes in der islamischen Welt ausgelöst hatte. In Deutschland wird gestritten, ob eine Vorführung des Videos verboten werden sollte. Auch muslimische Verbände sehen das unterschiedlich.
Der Anschlag ereignete sich in der Nähe des Flughafens. Der Kleinbus hatte zum Tanken angehalten, als die Bombe detonierte. Die Attentäterin sprengte Polizeikreisen zufolge einen mit Sprengstoff beladenen Wagen in die Luft. Die Insassen des Kleinbusses waren zumeist Piloten, die für ein internationales Kurier-Unternehmen arbeiteten, wie aus Polizeikreisen verlautete. Mehrere Afghanen wurden verletzt. Es war der erste Selbstmordanschlag in Kabul, der von einer Frau verübt wurde. Hesb-e-Islami, auf deutsch Islamische Partei, ist eine extremistische Gruppe, die ihre ausländer- und regierungsfeindlichen Tendenzen mit den radikal-islamischen Taliban teilt.
Der in den USA produzierte Schmähfilm „Die Unschuld der Muslime” hatte in den vergangenen Tagen zu zum Teil gewaltsamen Protesten geführt. In Libyen wurden der US-Botschafter und drei weitere Amerikaner beim Sturm auf das amerikanische Konsulat in Benghasi getötet. Auch in anderen islamischen Ländern wurden US- und andere westliche Einrichtungen wie auch die deutsche Botschaft im Sudan von Demonstranten angegriffen.
Um eine weitere Ausweitung der gewaltsamen Proteste zu verhindern, haben mehrere muslimische Staaten, darunter Afghanistan, Pakistan und Bangladesch, die Website von Youtube gesperrt, auf der der Film veröffentlicht wurde. In dem Video wird der Religionsbegründer Mohammed als blutrünstiger Kinderschänder, Schürzenjäger und Homosexueller dargestellt.
Bundesregierung setzt auf Verbot der Schmähfilm-Vorführung
Die deutsche Regierung setzt darauf, dass eine öffentliche Vorführung des Films, die die rechtspopulistische „Bürgerbewegung pro Deutschland“ angekündigt hatte, aus Sicherheitsgründen verboten wird. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am Montag, sie könne sich vorstellen, dass es gute Gründe für ein solches Verbot aus Gründen der öffentlichen Sicherheit gebe. Derzeit prüfen die Behörden diese Frage juristisch.
Unter den muslimischen Verbänden in Deutschland gibt es unterschiedliche Meinungen zur Frage, ob die Ausstrahlung des Schmähfilms verboten werden sollte. Für ein solches Verbot sprachen sich die beiden großen Verbände Koordinationsrat der Muslime und Zentralrat der Muslime aus. „Wir verurteilen das Video, es ist ein Pamphlet und dient nur der Provokation“, sagte der Sprecher des Koordinationsrates Ali Kizilkaya der Nachrichtenagentur Reuters. Er plädierte dafür, die rechtsstaatlichen Mittel zu prüfen, um eine Ausstrahlung des Films zu verhindern, auch wenn ein solches Verbot nicht das Problem löse. Die Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime Nurhan Soykan begrüßte die Bestrebungen der Regierung, den Film nicht zur Aufführung kommen zu lassen. Es müsse verhindert werden, dass der Film zu Gewaltanwendungen von Extremisten beider Seiten führt, forderte sie.
Dem hielt Lamya Kaddor, die Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes, entgegen: „Mit einem Aufführungsverbot würden die Probleme nur vergrößert. Letztlich würde man die Rechtspopulisten dadurch aufwerten.“. Dass der Film religiöse Gefühle verletzt, könne sie verstehen, sagte Kaddor. „Aber er ist weder besonders. noch Aufsehen erregend, sondern einfach nur schlecht gemacht, geschmacklos und dämlich.“