Brahimi verstärkt politischen Druck auf Assad und rief alle Konfliktparteien zum Ende der Gewalt auf. Kämpfe gehen mit großer Härte weiter.

Amman/Beirut. In Syrien sind bei einem Autobombenanschlag nahe einem palästinensischen Flüchtlingslager nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur des Landes mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. Wie SANA am Sonntag meldete, wurden bei der Explosion am Vorabend in al Sbeine, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus, zudem etliche Menschen verletzt und umliegende Gebäude schwer beschädigt. Für den Anschlag wurde eine „bewaffnete Terroristengruppe“ verantwortlich gemacht. So wird die oppositionelle Freie Syrische Armee, die gegen das Regime von Präsident Baschar Assad kämpft, in regierungstreuen Medien bezeichnet. Weitere Einzelheiten wurden nicht genannt.

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Währenddessen hat der neue internationale Syrien-Gesandte Lakhdar Brahimi an seinem ersten Tag im Amt den Druck auf Präsident Baschar Assad verstärkt: Ein politischer Wandel sei sowohl dringlich als auch notwendig, die „legitimen Forderungen“ des syrischen Volkes müssten erfüllt werden, sagte der algerische Diplomat am Samstag in New York dem Fernsehsender Al Arabija. „Ich rufe alle (Konflikt-) Parteien in Syrien zur Einstellung der Kämpfe auf. Unzweifelhaft geht dieser Aufruf in erster Linie an die Regierung. Es ist vor allem die Pflicht von Regierungen, nicht nur in Syrien, Sicherheit und Stabilität für ihr Volk zu gewährleisten.“

Die Kämpfe in Syrien gingen am Samstag mit unverminderter Härte weiter. In Aleppo bombardierten Regierungstruppen Rebellenstellungen, Aktivisten meldeten Straßenkämpfe in der Wirtschaftsmetropole. In der Ortschaft Al Bukamal in der ölreichen Region Deir el Sur nahe der Grenze zum Irak eroberten Rebellen eine Flugabwehrstellung, wie die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mitteilte. In einem Video waren Soldaten zu sehen, die sagten, sie seien gefangen genommen worden. Die Authentizität der Aufnahmen konnte nicht unabhängig bestätigt werden.

Brahimi räumte im Interview mit al Arabija ein, noch keine konkreten Ideen zur Beilegung des Syrien-Konflikts zu haben. „Ich kann nichts tun, außer auf die Notwendigkeit für ein Ende der Gewalt und den Beginn eines politischen Prozesses zu bestehen, der glaubwürdig ist und dem syrischen Volk Frieden und Stabilität bringen kann“, sagte der Sondergesandte der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga. „Wir brauchen einen politischen Übergangsprozess. Darüber gibt es innerhalb und außerhalb Syriens keine Meinungsverschiedenheiten.“ Da die Regierung und die Opposition nicht direkt miteinander verhandelten, könne er als Vermittler auftreten, sagte Brahimi.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte in Moskau, die internationale Gemeinschaft sei zwar geeint in ihrem Wunsch, das Blutvergießen in Syrien zu beenden. Allerdings gebe es „recht ernsthafte Meinungsverschiedenheiten“, wie das zu erreichen sei. Die Länder, die einen militärischen Eingriff favorisierten, kritisierte er scharf. Sie sollten ihren Einfluss auf alle Parteien in Syrien, insbesondere auf die, mit denen sie engen Kontakt pflegten, geltend machen, um Gewaltverzicht zu fordern. „Wenn sie (die Länder) sagen, dass die Regierung die Gewalt zuerst beenden soll (...) dann ist das entweder naiv oder eine Provokation“, sagte Lawrow in einer Rede in Moskau.

Aktivisten melden Gefechte in Idlib, Daara und Homs

Gefechte wurden auch aus der Provinz Idlib nahe der Grenze zur Türkei, Daara in der Nähe der jordanischen Grenze und Homs im Zentrum des Landes gemeldet. Laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur SANA töteten „Terroristen“ in Damaskus den Brigadegeneral Taher Subeira mit einer Autobombe. So bezeichnen regierungstreue Medien in Syrien häufig die Aufständischen, die gegen Präsident Baschar Assad kämpfen.

Mit Material von dapd