Bis zu 800 Menschen sollen in den vergangenen Tagen getötet worden sein. Vier uigurische Studentinnen wurden nach unbestätigten Angaben vom Mob geköpft.
Peking/München. Der Weltkongress der Uiguren (WUC) berichtet von Gräueltaten in der westchinesischen Provinz Xinjiang. So sollen vier uigurische Studentinnen an der medizinischen Fakultät der Provinzhauptstadt Urumtschi geköpft und ihre Leichen am Eingang aufgehängt worden sein, teilte der WUC in München mit. Man habe Anrufe aus verschiedenen Städten bekommen, dass Menschen ums Leben gekommen seien. Vermutlich sei die Lage sehr viel schlimmer als in den Medien dargestellt.
Insgesamt geht der Weltkongress der Uiguren davon aus, dass bei den Unruhen der vergangenen Tage zwischen 600 und 800 Menschen ihr Leben ließen. Das berichteten dem WUC Augenzeugen per Telefon. „Die Landsleute, die uns anrufen, riskieren ihr Leben“, sagte WUC-Vizepräsident Asgar Can.
Der WUC wurde im April 2004 in München gegründet, wo die größte uigurische Gemeinde Europas lebt. Das Ziel der internationalen Organisation ist, die gemeinsamen Interessen der Uiguren sowohl in ihrer Heimat als auch im Rest der Welt zu vertreten. Hauptziel ist dabei „die Gewährung von Demokratie, Menschenrechten und Religionsfreiheit für alle Uiguren“.
Mit eiserner Hand hat ein Großaufgebot an Sicherheitskräften in der chinesischen Krisenregion Xinjiang die Ruhe weit gehend aufrechterhalten. Augenzeugenberichten zufolge flammte die Gewalt hier und da jedoch wieder auf. Nach einer nächtlichen Ausgangssperre kam das Alltagsleben unter der massiven Polizeipräsenz nur stockend in Gang.
Eine uigurische Grundschullehrerin in Urumtschi schilderte der Deutschen Presse-Agentur am Telefon, sie habe gehört, dass Banden von Han-Chinesen mehrere Schulen gestürmt hätten, darunter ihre eigene. „Sie schlugen jeden, den sie auf der Straße sahen, solange es nur ein Uigure war“, berichtete sie. Ein BBC-Reporter hatte dagegen den Eindruck, dass die Bevölkerung sich offenkundig sicherer fühle. Auf den Straßen trügen nur noch wenige Menschen Stöcke zu ihrer Verteidigung bei sich. Das Staatsfernsehen berichtete, dass in Urumtschi viele Geschäfte und Märkte wieder geöffnet hätten.