Mit Spannung haben Millionen Iraner der heutigen Präsidentschaftswahl entgegengefiebert.

Teheran - Offiziell durften die Kandidaten gestern nicht mehr um Stimmen werben. Doch auf den Straßen waren die scharfen Töne von Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad gegen die Opposition zum Abschluss des Wahlkampfs das Tagesthema. Der Präsident hatte seinen Herausforderern vorgeworfen, ihn schwer beleidigt zu haben. Dies sei ein Verbrechen und könne eine Gefängnisstrafe nach sich ziehen, warnte Ahmadinedschad vor Tausenden Anhängern. Seine Gegner hätten "Hitler-Methoden" angewendet, indem sie versuchten, Lügen und Anschuldigungen so lange zu wiederholen, bis sie jeder glaube.

Wenig später unterstellte dann auch noch ein hochrangiges Mitglied der Revolutionsgarden, die reformorientierten Kandidaten würden versuchen, einen Aufstand im Stile der samtenen Revolution von 1989 in der damaligen Tschechoslowakei anzuzetteln. Damit würden sie jedoch keinen Erfolg haben, sagte der Politik-Chef der Garden, Jadollah Dschawani. Beobachter bewerteten die Zuspitzung als Indiz dafür, dass sich die Führung im Iran Sorgen mache, die Wahl verlieren zu können. In der Tat gelang es insbesondere dem früheren Ministerpräsidenten Mirhossein Mussawi besonders gut, Anhänger im großen Stil zu mobilisieren. Sowohl Moderate als auch Konservative, die mit Ahmadinedschads Amtsführung nicht einverstanden sind, sind für den 67-Jährigen - ebenso wie viele Frauen. Mussawi hat ihnen wie der ebenfalls reformorientierte Bewerber Mehdi Karubi im Falle eines Wahlsiegs eine größere Rolle versprochen.

Gleichwohl ist der Ausgang der Wahl offen. Experten rechnen nicht damit, dass einer der Kandidaten gleich in der ersten Runde die für einen Sieg notwendigen 50 Prozent der Stimmen erreichen wird. Sie erwarten deshalb, dass eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten eine Woche später angesetzt werden muss.