Die pro-westliche Fraktion um den Sunniten Saad Hariri hat die Parlamentswahl im Libanon gewonnen. Die Machtbestrebungen Syriens und des Iran in der Region erlitten damit einen Rückschlag.

Beirut - "Glückwunsch an den Libanon, Glückwunsch an die Demokratie, Glückwunsch an die Freiheit, rief der Chef des Bündnisses, Saad al-Hariri in seiner Siegesrede vor seiner Residenz in Beirut. Die pro-iranischen Schiitengruppen Hisbollah und Anal sowie deren christlicher Verbündeter Michel Aoun räumten die Niederlage ein. "Wir akzeptieren das Wahlresultat als Willen des Volkes", sagte ein Vertreter.

Die Hariri-Fraktion erhielt 71 der insgesamt 128 Sitze. 57 Sitze entfielen auf die pro-iranische Allianz. Vertreter des unterlegenen Lagers forderten dennoch eine Neuauflage der Regierung der nationalen Einheit. Dass die pro-westliche Fraktion den Oppositionellen ohne Weiteres erneut so viele Kabinettsposten zugestehen wird, dass diese Gesetzesvorhaben blockieren können, gilt jedoch als unwahrscheinlich.

Die Wahlbeteiligung lag diesmal bei mehr als 55 Prozent und damit um etwa zehn Prozentpunkte höher als bei der Wahl von 2005. "Diese Wahlen haben keinen Gewinner oder Verlierer, weil der einzige Gewinner die Demokratie ist, und der größte Gewinner ist der Libanon", sagte Hariri. Er rief seine Anhänger auf, den politischen Gegner nicht durch provokative Siegesfeiern zu reizen.

Größter Verlierer der Wahl war Michel Aoun, dessen christlicher Block bislang die größte christliche Fraktion im Parlament stellte.

Um die 128 Sitze, die jeweils zur Hälfte von Muslimen und Christen besetzt werden müssen, hatten sich 587 Kandidaten beworben. Nach blutiger Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten im Frühjahr 2008 hatten sich die Parteien auf die Bildung einer Einheitsregierung geeinigt.

Das israelische Außenministerium erklärte, die neue Regierung in Beirut müsse alles tun, damit der Libanon nicht als Sprungbrett für Gewalt gegenIsrael benutzt werde.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier begrüßte den Wahlerfolg der Hariri-Fraktion: Damit hätten sich die Wähler für einen "offenen, demokratischen und geeinten Libanon entschieden".