Am Sonnabend startete ein erster Charterflug in München. Die Hilfe bleibt wegen der bewaffneten Konflikte jedoch vielerorts schwierig.
Addis Abeba/Nairobi. Auch aus Deutschland kommt jetzt Hilfe aus der Luft für die hungernden Menschen am Horn von Afrika. Am Sonnabendabend startete ein Charterflugzeug der Hilfsorganisation humedica aus Kaufbeuren mit 30 Tonnen Hilfsgütern von München nach Nairobi. Von der kenianischen Hauptstadt aus sollen die Lebensmittel und Medikamente mit Lastwagen in die Flüchtlingslager in der Region Dadaab im Norden des Landes transportiert und dort in Kooperation mit einem lokalen humedica-Partner verteilt werden.
An Bord der ersten Hilfsmaschine seien Milchpulver, Medikamente und vor allem Infusionen für eine sogenannte enterale Ernährung mit speziellen Nährstoffen. „Es handelt sich hierbei um Zusatznahrung, nicht um Grundnahrungsmittel. Weil die Menschen ausgetrocknet sind und feste Nahrung oft gar nicht bei sich behalten können, müssen sie zunächst künstlich ernährt werden“, sagte der Geschäftsführer der Hilfsorganisation, Wolfgang Groß.
In Dadaab haben im derzeit größten Flüchtlingslager der Welt rund 400 000 Menschen überwiegend aus dem Bürgerkriegsland Somalia Zuflucht vor der Hungersnot gesucht. Ein zweiter Flug mit Hilfsgütern für die kenianische Bevölkerung in der nördlichen Region Turkana sei in Planung, hieß es.
Die Vereinten Nationen hatten vor wenigen Tagen eine Luftbrücke in die somalische Hauptstadt Mogadischu gestartet. Der Deutschland-Chef von Ärzte ohne Grenzen, Tankred Stöbe, betonte jedoch, dass es noch immer sehr schwierig sei, die Hilfsmittel vom Flughafen zu den betroffenen Menschen zu bringen. „Was uns besorgt, ist die Frage, wie die Hilfsgüter die Bedürftigsten in Somalia tatsächlich erreichen können. Das ist weiterhin nicht sichergestellt und das kann auch die jetzige Luftbrücke nicht leisten“, sagte Stöbe am Samstag dem rbb-Inforadio.
Unterdessen forderte der Vizepräsident der Welthungerhilfe und frühere UN-Umweltdirektor Klaus Töpfer einen UN-Einsatz, um die Hungersnot in Somalia zu bekämpfen. „Auf dem Rücken verhungernder Menschen werden Stammesfehden ausgetragen, dazu kommt der islamische Fundamentalismus der Al-Shabaab-Miliz“, schrieb er in einem Gastbeitrag für die „Bild am Sonntag“. „Dem darf die Weltgemeinschaft nicht länger zusehen. Wo bleibt die schnelle Einsatztruppe der UN?“
Die Souveränität der Staaten sei zu Recht völkerrechtlich ein hohes Gut, betonte Töpfer, aber wenn dadurch Menschen verhungerten, dann müsse eingegriffen werden. „Dort endet nationale Souveränität.“
Auch das Technische Hilfswerk (THW) ist im Krisengebiet im Einsatz. Im Auftrag der Bundesregierung wurde am Samstag ein Erkundungsteam aus fünf Experten nach Äthiopien entsandt. Sie sollen das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) bei der Bewältigung der Hungersnot beraten. Aufgabe des Erkundungsteams ist es nun, Möglichkeiten für weitere Camps und geeignete Hilfsmaßnahmen durch das THW zu identifizieren. (dpa)