Nahe der syrischen Stadt Homs ließen Saboteure einen Zug entgleisen, der Zugführer starb. Hunderttausende protestieren gegen Assad-Regime.
Kairo/Damaskus/Amman. Ein Reisezug mit fast 500 Menschen an Bord ist in der Nähe der syrischen Stadt Homs wegen eins Sabotageakts entgleist. Dabei gab es einen Toten: Der Lokomotivführer verbrannte bei dem Unglück in der Nacht zum Sonnabend im Führerhaus, wie die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete. Unbekannte beschossen außerdem am frühen Morgen die Militärakademie in Homs mit Panzerfäusten. Niemand wurde verletzt, meldete die Webseite Syria News unter Berufung auf Militärkreise.
Der zum Entgleisen gebrachte Schnellzug war auf der Fahrt von Aleppo in die Hauptstadt Damaskus. Die Täter, die in der Sana-Meldung lediglich als „Gruppe von Saboteuren“ bezeichnet wurden, hatten Schienenstücke aus dem Gleiskörper entfernt. Auch zu den Panzerfaust-Angreifern lagen keine näheren Einzelheiten vor. Die Granaten trafen die Außenmauer des Komplexes.
Hunderttausende gehen auf die Straßen
Nach Angaben Oppositioneller sind am Freitag in Syrien wieder Hunderttausende gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad auf die Straße gegangen. Nach diesen Informationen töteten die Sicherheitskräfte sieben Zivilisten, darunter jeweils einen in den Großstädten Aleppo und Homs.
Allein in der Stadt Deir al-Zor im Nordosten Syriens hätten sich 400.000 Menschen an den Protesten beteiligt, berichtete die Exil-Organisation Syrische Menschenrechtsbeobachter. Auch auf dem Gelände der Universität Aleppo sollen ungewöhnlich viele Menschen demonstriert haben. Vielerorts hätten die Demonstranten „Jella, irhal, ja Baschar!“ (Komm, hau ab, Baschar!) gerufen.
In der Hauptstadt Damaskus trieben die Sicherheitskräfte eine Kundgebung mit Tränengas auseinander, berichteten Aktivisten. In Hama demonstrierten wieder Zehntausende ungehindert. Diese Stadt im Zentrum Syriens wird von den Regimetruppen seit Wochen nicht mehr betreten. Videos, die von Aktivisten aus Hama ins Internet gestellt wurden, zeigen eine energiegeladene Menge, die Spottverse auf Assad skandiert.
Mit den Kundgebungen nach dem Freitagsgebet wollten die Menschen ihre Solidarität mit den Bürgern von Homs zeigen, hieß es. In der drittgrößten Stadt des Landes sollen in den vergangenen fünf Tagen bei Razzien und Schießereien mindestens 50 Menschen getötet worden sein.
In der ägyptischen Hauptstadt Kairo demonstrierten am selben Tag mehrere tausend Menschen für Reformen des Sicherheitsapparats und zügigere Prozesse gegen ehemalige Regimegrößen. Sie bekundeten auch ihren Unmut über die jüngste Regierungsumbildung. Ministerpräsident Essam Scharaf hatte zwar zahlreiche Kabinettsmitglieder ausgewechselt. Doch die von der Demokratiebewegung abgelehnten Minister für Inneres, Mansur al-Essawi, und Justiz, Abdel Asis al-Gindi, blieben im Amt.
In Amman und anderen jordanischen Städten forderten hunderte Menschen Pressefreiheit. Sie protestierten gegen Übergriffe der jordanischen Polizei bei einer Kundgebung vor einer Woche, als zehn Journalisten zusammengeschlagen worden waren. Die Regierung hatte eine Untersuchung und mögliche Bestrafung der beteiligten Beamten angekündigt. (dpa)