Die USA drängen mit aller Macht auf eine Wende in Ägypten. Es gibt Gespräche über einen sofortigen Rückzug von Präsident Mubarak.
Kairo/Washington. Endet Husni Mubaraks Ära doch schneller als erwartet? Die USA verhandeln mit hochrangigen Vertretern der ägyptischen Regierung über einen sofortigen Rückzug des Präsidenten. Zudem gehe es in den Gesprächen um die Bildung einer Übergangsregierung, die freie und faire Wahlen im Laufe dieses Jahres vorbereiten solle, sagten US-Vertreter. Eine von den ägyptischen Streitkräften gestützte Regierung sei eine von mehreren Ideen, sagten sie. Die USA wollten Ägypten dabei keine Lösung aufdrängen, es gehe aber darum, dass Mubarak bald aus dem Amt scheide. Angedacht ist unter anderem, dass Mubarak die Macht an den neuen Vizepräsidenten Omar Suleiman übergibt, der dann die Übergangsregierung führen könnte.
"Der Präsident hat gesagt, dass nun die Zeit gekommen ist, um mit einem friedlichen, geordneten und sinnvollen Übergang zu beginnen", sagte der im Weißen Haus für den Bereich Nationale Sicherheit zuständige Sprecher, Tommy Vietor. "Wir haben mit den Ägyptern eine Bandbreite verschiedener Möglichkeiten diskutiert, um diesen Prozess voranzutreiben." Weitere Einzelheiten wollten die Sprecher des Weißen Hauses sowie des US-Außenministeriums nicht nennen.
Mubarak lehnt einen Rücktritt bislang ab. Noch am Donnerstag hatte er dem US-Fernsehsender ABC ein Interview gegeben und gesagt, er würde sein Amt jetzt niederlegen, könne dies aber nicht tun aus Furcht, das Land versinke dann noch tiefer im Chaos, wie Starreporterin Christiane Amanpour nach dem Gespräch berichtete.
Mubarak habe bei dem Interview im Präsidentenpalast außerdem erklärt, er sei betroffen wegen der tödlichen Gewalt zwischen den Gruppen, die für oder gegen die Regierung demonstrieren. Die Regierung sei dafür nicht verantwortlich. Mubarak gab der verbotenen Muslimbruderschaft die Schuld an der Eskalation der Gewalt. Omar Suleiman hatte zudem Ausländern vorgeworfen, die Unruhen in seinem Land anzuheizen. "Wenn es Demonstrationen dieses Ausmaßes gibt, wird es Ausländer geben, die kommen und (die Lage) ausnutzen", sagte er im ägyptischen Staatsfernsehen.
Auf dem Tahrir-Platz in Kairo war es in der Nacht relativ ruhig geblieben. Fast 10.000 Demonstranten verblieben vor Ort, einige von ihnen tanzten und sangen. Andere legten sich auf den Boden, um Tee zu trinken oder zu schlafen. Bislang sind in den nun seit zwei Tagen andauernden Kämpfen im Bereich des Platzes mindestens acht Menschen ums Leben gekommen und etwa 900 verletzt worden. (ap)