Die First Ladies im Blickpunkt: Die eine trägt Kopftuch, die andere ein Tattoo. Bundespräsident Christian Wulff muss in der Türkei die Wogen glätten.
Ankara. Diese Türkei-Reise ist auch für den um Besonnenheit bemühten Bundespräsidenten Christian Wulff ein heikler Trip. Kaum im Amt, hatte er am Tag der deutschen Einheit gesagt, der Islam gehöre zum Land . Das zielte ins Herz der Debatte um Zuwanderer, Integration und das provokative Buch von Thilo Sarrazin. Und seine junge Frau Bettina gibt sich mit einem Tattoo moderner, als vielen lieb ist. Türkische Medien haben die deutsche First Lady groß thematisiert.
Und in Ankara gibt es neue Spielregeln für Kopftücher. Beim Empfang der Wulffs schritt erstmals auch die das Kopftuch tragende türkische Präsidentengattin Hayrünnisa Gül die militärische Ehrenformation vor dem Präsidentenpalast ab. Seit dem Amtsantritt von Präsident Abdullah Gül vor etwa drei Jahren hatte sie mit Rücksicht auf das laizistische türkische Militär auf eine Teilnahme an der Zeremonie verzichtet.
Das war bisher eine Kompromissformel, mit der neuer Streit um das Kopftuch in der Türkei vermieden werden sollte. Güls politische Heimat ist die islamisch-konservative Regierungspartei AKP. Vor zwei Wochen hatte die Hochschulbehörde den Studentinnen des Landes grundsätzlich erlaubt, das Kopftuch in den Hörsälen der Universitäten zu tragen.
Wulff hat sich zum Auftakt seines Türkei-Besuchs gegen einen Zuzugstopp für Zuwanderer aus der Türkei gewandt, wie er von CSU-Chef Horst Seehofer verlangt wird . Wulff sagte in einem Interview: „Zu behaupten, eine ganze Gruppe könne und wolle sich nicht integrieren, halte ich für falsch. Ich wende mich gegen jedes Pauschalurteil.“
Wulff verlangte aber von Zuwanderern, dass sie die deutsche Sprache lernen. „In streng religiösen Milieus gibt es bei diesem wichtigen Thema nicht akzeptable Abschottungen und Auffassungen, die mit unserer Rechtsordnung nicht vereinbar sind“, sagte Wulff der türkischen Tageszeitung „Hürriyet“ weiter.
Alle Menschen, die in Deutschland leben, müssten „die Werte unserer Verfassung anerkennen, Respekt vor unserer Gesellschaftsordnung haben und respektieren, wie wir leben.“ Wulff hatte am Tag der Einheit gesagt, der Islam sei inzwischen Teil der deutschen Lebenswirklichkeit. Er erntete damit großes Lob von der türkischen Führung und Kritik aus Teilen der Union.