Sie soll für den Erzfeind spioniert haben. Doch die Amerikanerin Sarah Shourd war nur auf Wandertour. Iranische Diplomaten beantragen in Europa Asyl.
Teheran/Oslo. Sie wanderte im Irak – und dann in ein iranisches Gefängnis. Doch nach mehr als einem Jahr ist Sarah Shourd endlich frei. Der Iran hat die US-Bürgerin mehr als ein Jahr nach ihrer Festnahme freigelassen. Shourd befinde sich auf dem Weg in die Schweizer Botschaft in Teheran, sagte ihr Anwalt Masud Schafie der Nachrichtenagentur Reuters. Shourd gehörte zu einer Gruppe von drei US-Bürgern, die im Juli 2009 im Grenzgebiet zum Irak festgenommen worden waren. Nach Angaben von Familienangehörigen befanden sich die drei auf einer Wanderung im Irak. Der Iran wirft ihnen Spionage vor, wofür die Todesstrafe verhängt werden kann.
Die Islamische Republik hatte am Wochenende die Bereitschaft signalisiert, Shourd gegen Zahlung einer Kaution von 500.000 Dollar freizulassen. Ihre beiden Begleiter sollten aber in Haft bleiben. Der Fall hat das Verhältnis zwischen den USA und dem Iran zusätzlich belastet, das wegen des seit Jahren anhaltenden Atomstreits ohnehin angespannt ist. Der Iran steht unter Verdacht, unter dem Deckmantel eines zivilen Energieprogramms an Atomwaffen zu arbeiten. Die Regierung in Teheran weist dies zurück.
Die Schweiz vertritt die Interessen der USA im Iran, da die Vereinigten Staaten selbst die diplomatischen Beziehungen nach der Islamischen Revolution von 1979 abgebrochen haben.
Unterdessen wurde bekannt, dass zwei iranische Diplomaten ihre Posten an europäischen Botschaften verlassen und Asyl in Nordeuropa beantragt haben. Wie Exilgruppen in Oslo angaben, wandte sich ein Mitarbeiter der Teheraner Botschaft in Brüssel an die Behörden in Norwegen und beantragte politisches Asyl. Das Justizministerium wollte zu den Angaben nicht Stellung nehmen, die von dem Anwalt des Diplomaten bestätigt wurden.
Kurz zuvor hatte ein Diplomat der iranischen Vertretung in Finnlands Hauptstadt Helsinki um Asyl nachgesucht. Er gab als Grund an, dass er seine Arbeit aus Protest gegen „das brutale Regime in Teheran“ eingestellt habe. Vor einem halben Jahr hatte ein Angehöriger der iranischen Botschaft in Oslo Asyl in Norwegen für sich sowie seine Familie beantragt und bewilligt bekommen.