Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair legt seine Memoiren vor. Darin geht es auch um die Beziehung zu seinem Nachfolger Gordon Brown.
London. Tony Blair, der ehemalige britische Premierminister, hat seine Memoiren zur Abrechnung mit seinem Nachfolger Gordon Brown genutzt. Er bezeichnete Brown als „unerträglich“. Die Beziehung zwischen ihm und seinem Parteikollegen sei „ehrlich gesagt schwer, bis hin zu unmöglich“ gewesen, sagte Blair in einem Interview mit der BBC, aus dem der Sender unmittelbar vor dem Verkaufsstart Auszüge ausstrahlte.
Es sei ihm immer klar gewesen, dass Brown als Premier „niemals funktionieren“ werde, da der frühere Schatzkanzler „null emotionale Intelligenz“ habe. Über den Inhalt des Buches mit dem Titel „A Journey“ (Eine Reise) und mögliche brisante Enthüllungen war in Großbritannien seit Monaten diskutiert worden, da er streng geheim gehalten wurde.
Die Geschichte von Tony Blair und seiner umstrittenen US-Hörigkeit hat längst Eingang in die Literatur und ins Hollywood-Kino gefunden. Roman Polanski hat das (fiktive) Buch von Robert Harris ("Ghost") verfilmt und unter anderem auch in Norddeutschland gedreht . Das Bestsellerbuch und der Kino-Kassenschlager haben die Bezüge zu Blair und seiner umstrittenen Irak-Politik scharf analysiert.
Blair warnt in seinen Memoiren außerdem vor einer möglichen atomaren Gefahr aus dem Iran. Es sei nicht ausgeschlossen, dass eine militärische Intervention gegen den Iran nötig werden könnte. Das vollständige Interview sollte am Abend ausgestrahlt werden. In deutscher Sprache erscheint das Buch am 6. September im Verlag C. Bertelsmann.
Nach dem Vorabdruck des Verlages Random House schreibt Blair über den Krieg im Irak: „Auf der Grundlage dessen, was wir jetzt wissen, glaube ich immer noch, dass es ein größeres Risiko für unsere Sicherheit gewesen wäre, Saddam (Hussein) an der Macht zu lassen als ihn zu stürzen.“ Zugleich drückt Blair sein tiefes Bedauern über den Tod zahlreicher Soldaten und Zivilpersonen aus. Er habe viele Tränen um die Toten vergossen.
Für das Buch erhielt Blair dem Vernehmen nach ein Honorar in Höhe von 4,6 Millionen Pfund (5,6 Millionen Euro). Die Einnahmen will er einer Wohltätigkeitsorganisation spenden, die sich um verwundete Kriegsveteranen kümmert.
Blair spricht auch die emotional heiklen Themen an: Er habe „einen Whisky oder einen Gin-Tonic vor dem Abendessen“ getrunken, „dann ein oder zwei Gläser Wein“. Er habe zwar geglaubt, er habe die Kontrolle über seinen Alkoholkonsum, aber ihm sei auch klargewesen, dass die Drinks dabei seien, ihm eine Stütze zu werden.
Über die Zeit nach dem Unfalltod von Prinzessin Diana schreibt Blair, er habe Königin Elizabeth II. damals gedrängt, eine öffentliche Erklärung abzugeben. Und er habe befürchtet, dass sie ihn deswegen für anmaßend halte. Er selbst habe sie für „etwas hochmütig“ gehalten.