„Nicht aufnahmefähig“: Westerwelle erteilt den Türken eine Absage. Der britische Premier Cameron sieht einen Türkei-Beitritt gänzlich anders.
Berlin/Ankara. Island ja, Türkei nein: Kurz vor seiner Türkeireise hat Außenminister Guido Westerwelle (FDP) den Hoffnungen auf einen baldigen EU-Beitritt des Landes eine Absage erteilt. „Müsste die Frage heute entschieden werden, wäre die Türkei nicht beitrittsfähig und die Europäische Union nicht aufnahmefähig“, sagte der FDP-Chef der „Bild“-Zeitung. Wer den Eindruck erwecke, der Beitritt stehe vor der Tür, liege falsch . „In Wahrheit geht es darum, die Türken nicht vor den Kopf zu stoßen und den Eindruck zu erwecken, wir seien nicht an ihnen interessiert.“
Mit Island jedoch nimmt die EU an diesem Dienstag die Verhandlungen über eine Mitgliedschaft auf. Bei einer Beitrittskonferenz in Brüssel werden die Gespräche offiziell eröffnet. Island wendet bereits jetzt fast drei Viertel der nötigen EU-Gesetze an. Die Regierung in Reykjavik hofft deshalb auf einen schnellen Beitritt 2012. Als Haupthindernisse gelten die isländische Fischerei und insbesondere der Walfang. Zudem müssen die gut 300.000 Isländer der Mitgliedschaft noch in einem Referendum zustimmen.
Der britische Premierminister David Cameron will anders als Außenminister Westerwelle bei einem ebenfalls stattfindenden Besuch in der Türkei vehement für einen Beitritt werben. Die Türkei könne dem Bündnis einen größeren Wohlstand und eine stärkere politische Stabilität bringen. „Ich will, dass wir zusammen eine Straße von Ankara nach Brüssel bauen“, hieß es in vorab verbreiteten Redeausschnitten. In der Union gibt es massive Widerstände gegen eine Vollmitgliedschaft des muslimisch geprägten Landes.