Die Türkei könnte nach Worten ihres Präsidenten Abdullah Gül nach Abschluss erfolgreicher Beitrittsverhandlungen mit der EU letztlich auf den Vollzug des Schrittes verzichten.
Paris. Wenn die für den EU-Beitritt nötigen Reformen verwirklicht seien, werde die Türkei ein völlig anderes Land sein als heute, sagte Gül dem Pariser Blatt "Le Figaro". "Vielleicht wird diese Türkei dann die Zweifel der Franzosen und anderer überwinden. Oder die Türken wollen vielleicht Europa nicht mehr; vielleicht ziehen sie den von Norwegen gewählten Weg vor."
Norwegens Bevölkerung hatte 1972 und 1994 den bereits ausgehandelten Beitritt zur Europäischen Union per Volksentscheid gestoppt. Das Land ist seither eng mit der EU verbunden: Weite Teile der EU-Binnenmarktgesetze werden angewendet. Norwegen ist Teil des Europäischen Wirtschaftsraums, gehört zum Schengen-Bereich der Staaten ohne Grenzkontrollen und beteiligt sich auch an zivilen und militärischen Aktionen der EU-Außenpolitik.
Frankreich bremst die Beitrittsgespräche der EU mit der Türkei und möchte das Land lieber im Rahmen der Mittelmeerunion an Europa binden. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) plädiert für eine "privilegierte Partnerschaft". Die türkische Regierung hat stets erklärt, sie verhandele nur über eine Vollmitgliedschaft. "Wir werden Vollmitglied oder wir werden nicht Mitglied", sagte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu.