Nach dem Tod von Präsident Kaczynski wählen die Polen am 20. Juni ein neues Staatsoberhaupt. Einen Favorit für das Amt gibt es bereits.
Warschau. Die Polen wählen am 20. Juni einen Nachfolger für den tödlich verunglückten Präsidenten Lech Kaczynski . Den Termin für die vorgezogene Wahl des neuen Staatsoberhauptes gab Parlamentschef Bronislaw Komorowski am Mittwoch in Warschau bekannt. Kaczynski war bei einem Flugzeugabsturz am 10. April bei Smolensk in Westrussland ums Leben gekommen und am Wochenende in Krakau beigesetzt worden. Die Präsidentenwahl sollte ursprünglich im Herbst stattfinden.
WIE DER ABSTURZ SICH EREIGNET HABEN SOLL
Komorowski selbst gilt als Favorit für die Wahl. Er war bereits Ende März von der Regierungspartei Bürgerplattform PO als Kandidat für das Präsidentenamt aufgestellt worden. Nach Kaczynskis Tod hatte der 57-Jährige verfassungsgemäß die Geschäfte des Staatsoberhauptes übernommen. Kurz nach den Trauerfeiern für die Opfer der Katastrophe gab es allerdings Kritik an Komorowski. Er habe zu wenig Mitgefühl gezeigt und vorschnelle Entscheidungen über die Besetzung vakanter Posten getroffen. Aktuelle Umfragen bescheinigen ihm aber weiter einen klaren Vorsprung vor allen Rivalen.
Unklar bleibt, wen die größte Oppositionspartei, Recht und Gerechtigkeit (PiS) nach dem Tod ihres Mitglieds Kaczynski ins Rennen um das Präsidentenamt schickt. Im Gespräch ist Jaroslaw Kaczynski. Der Zwillingsbruder des Verstorbenen war von 2006 bis 2007 Ministerpräsident und ist Chef der national-konservativen Gruppierung. Der nach dem Flugzeugabsturz seines Bruders und von dessen Frau psychisch stark angeschlagene Politiker hat sich noch nicht dazu geäußert. Seine Entscheidung wird für Samstag erwartet.
Um sich für das höchste Amt im polnischen Staat bewerben zu können, müssen die Kandidaten bis zum 6. Mai 100000 Unterschriften sammeln. Sollte der 6. Juni kein eindeutiges Ergebnis bringen, ist ein zweiter Wahlgang für den 4. Juli geplant.
Wen das Demokratische Linksbündnis (SLD) nominieren wird ist noch unklar. Der Präsidentschaftskandidat der polnischen Linken, Jerzy Szmajdzinski, starb ebenfalls bei dem Flugzeugunglück von Smolensk.
Wegen der kurzen Wahlfristen haben Ludwik Dorn, Bewerber der kleinen Parlamentsfraktion „Polska Plus“, und Sozialdemokrat Tomasz Nalecz, ihre Kandidaturen zurückgezogen. Im Rennen bleiben dagegen der unabhängige Liberale Andrzej Olechowski und der Vertreter der national-katholischen Rechten, Marek Jurek.