Die USA haben unterdessen mit der Übergabe des berüchtigten Militärgefängnisses auf der US-Basis Bagram nördlich von Kabul begonnen.
Kandahar. Bei einem Selbstmordanschlag sind im Süden Afghanistans vier Zivilisten getötet worden. Nach Berichten von Zeugen kamen die Menschen ums Leben, als der Attentäter am Montag in der Nähe des Flughafens von Kandahar mit seinem Auto einen Nato-Konvoi angriff. Mehrere ausländische Soldaten seien bei dem Attentat verletzt worden, wurde offiziell mitgeteilt. Im Süden Afghanistans ist seit mehreren Wochen eine großangelegte Offensive ausländischer und einheimischer Truppen im Gange.
Die USA haben unterdessen mit der Übergabe des berüchtigten Militärgefängnisses auf der US-Basis Bagram nördlich von Kabul begonnen - mehr als acht Jahre nach dem Einmarsch in Afghanistan. Es werde ein Jahr dauern, bis die Kontrolle über die umstrittene Haftanstalt vollständig auf die afghanischen Behörden übergegangen sei, sagte Vize-Justizminister Mohammad Kasim Haschimsai am Wochenende. Bei einem Sprengstoffanschlag in der südlichen Provinz Helmand starben am Sonntag erneut elf afghanische Zivilisten, unter ihnen Frauen und Kinder.
Das Gefängnis von Bagram war in die Kritik von Menschenrechtsgruppen geraten, weil dort Gefangene schwer misshandelt worden sein sollen. 2002 waren zwei Häftlinge gestorben.Nach US- Angaben sind derzeit mehr als 700 Menschen dort inhaftiert, darunter 30, die nicht aus Afghanistan stammen. Die Gefangenen stehen unter dem Verdacht, mit dem Terrornetzwerk El Kaida oder den Taliban in Verbindung zu stehen. Viele von ihnen warten seit Jahren auf eine Anklage oder ein Gerichtsverfahren. Bagram ist der größte amerikanische Stützpunkt in Afghanistan.
Ungeachtet der Großoffensive internationaler und afghanischer Truppen in der Provinz Helmand, einer Hochburg der radikalislamischen Taliban, geht dort die Serie von Anschlägen weiter. Elf Mitglieder einer Familie, unter ihnen zwei Frauen und zwei Kinder, starben am Sonntag, als ein Traktor mit Anhänger im Distrikt Nawzad auf einen Sprengsatz fuhr. Das teilte ein Sprecher der Provinzregierung in Laschkarga mit. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Der Sprecher machte „Feinde unseres Volkes“ dafür verantwortlich. Mit diesem Begriff werden üblicherweise die Taliban bezeichnet. Die US-Militärs planen indes eine weitere Großoffensive im Süden Afghanistans: Nach der laufenden Operation „Muschtarak“ („Gemeinsam“) in Helmand stehe ein Angriff auf die Taliban in der Nachbarprovinz Kandahar bevor, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf Regierungsbeamte.
Die Offensive sei für die nächsten Monate geplant. Bereits kürzlich hatte US-General David Petraeus angekündigt, die Operation in Helmand sei lediglich „die erste Salve“. Die Verfolgung der Aufständischen werde vermutlich 12 bis 18 Monate dauern. Ein Unbekannter erschoss in der Nacht zu Sonntag in der afghanischen Hauptstadt Kabul fünf Mitglieder einer Familie. Zwei weitere Familienangehörige seien bei dem Angriff verletzt worden, sagte der Chefermittler der Kabuler Polizei, Abdul Ghafar Sayedzada. Die Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar. Das Innenministerium teilte mit, der Angreifer sei nach der Tat geflohen. Nach ihm werde gefahndet. Am Freitag hatten fünf Selbstmordattentäter der Taliban in Kabul bei einer Serie von Angriffen 17 Menschen mit in den Tod gerissen, darunter elf Ausländer. Die ausländischen Opfer waren neun Inder, ein Franzose und ein Italiener.