Der Western reagierte skeptisch, als sich der Iran vor einigen Tagen im Atomstreit gesprächsbereit zeigte. Nun provoziert das Land erneut.
Teheran. Der Iran beginnt nach Angaben von Ali Akbar Salehi, Chef der Atombehörde des Landes, bereits am Dienstag mit der Produktion von auf 20 Prozent angereichertem Kernbrennstoff. Man werde der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA am Montag ein offizielles Schreiben übergeben, in dem dies angekündigt werde, sagte Ali Akbar Salehi am Sonntagabend dem staatlichen iranischen Fernsehsender al Alam.
Damit stellt sich der Iran gegen die Forderungen des Westens. Dieser verdächtigt den Iran, die Uranreicherung für militärische Zwecke nutzen zu wollen. Um sicherstellen zu können, dass das Land die Atomenergie friedlich nutzt, fordert die Weltgemeinschaft, dass der Anreicherungsprozess des Urans nicht im Iran, sondern unter internationaler Kontrolle in Russland und Frankreich erfolgt. Für den Fall des Scheiterns drohen die USA und die EU ihrerseits mit verschärften Sanktionen gegen den Iran.
Noch vor wenigen Tagen hatte Ahmadinedschad im Streit um die Anreicherungen eingelenkt. Er erklärte, sein Land sei bereit, wie gefordert, das schwach angereicherte Material im Ausland auf den Grad von 20 Prozent bringen zu lassen, um es dann in dem medizinischen Forschungsreaktor bei Teheran einsetzen zu können. Den Kompromiss hatte die IAEA im vergangenen Oktober ausgearbeitet.
Salehi betonte jetzt aber, dass Teheran gezwungen sei, die Anreicherung selbst vorzunehmen, da es kein anderes Abkommen gegeben habe. „Wir sind weiter zu einem Abkommen über einen Austausch bereit und wann immer eine Übereinkunft getroffen wird und sobald wir den Brennstoff aus dem Ausland erhalten, werden wir den Anreicherungsprozess (auf 20 Prozent) stoppen“, sagte Salehi weiter.
Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte bereits am Sonntag die nationale Atomenergiebehörde seines Landes angewiesen, mit der Herstellung des hochangereichertem Urans zu beginnen. Der Iran bleibe im Atomstreit mit der Weltgemeinschaft allerdings weiterhin offen für Kompromiss-Verhandlungen, sagte Ahmadinedschad in Teheran. Sein Land werde aber – für die Nutzung in einem Forschungsreaktor bei Teheran - mit der Anreicherung auf einen Grad von 20 Prozent starten, wenn der Westen nicht aufhöre, mit dem Iran „Spielchen zu spielen“.
Die Ankündigung des Ahmadinedschads wurde als neue Provokation im Atomstreit empfunden. Sie kam einen Tag, nachdem der Atomstreit im Mittelpunkt der Internationalen Sicherheitskonferenz in München gestanden hatte. Irans Außenminister Manuchehr Mottaki hatte mit seinem Auftritt in München für weitere Verwirrung und teils deutliche Ablehnung gesorgt. Der Besuch war zunächst als Zeichen der Hoffnung für einen Weg aus dem jahrelangen Atomstreit mit dem Iran gewertet worden. Westliche Politiker hatten sich jedoch nach den Gesprächen in München enttäuscht über die Ergebnisse geäußert. Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte: „Unsere Hand bleibt ausgestreckt, aber bisher greift sie ins Leere.“ Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sprach von „Schauspiel“ und „rhetorischen Finessen“ Mottakis. Der Chef der IAEA, der Japaner Yukiya Amano, hatte am Samstag nach seinem Treffen mit Mottaki gesagt, es sei nicht um neue Vorschläge, sondern nur um einen Meinungsaustausch gegangen.