Washington/Bonn. Zwei Wochen vor dem Weltklimagipfel in Kopenhagen haben die zuvor festgefahrenen Verhandlungen neuen Schwung bekommen. Erstmals stellten die USA gestern einen eigenen Beitrag im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe in Aussicht. US-Präsident Barack Obama kündigte zudem sein persönliches Eingreifen bei dem Treffen an und stellte eine Kürzung des Treibhausgasausstoßes der USA von etwa 17 Prozent gegenüber 2005 bis zum Jahr 2020 in Aussicht. Dieser Wert solle bis 2025 auf 30 Prozent steigen, sagte ein Sprecher des Präsidenten gestern in Washington. Die USA und China sind die weltgrößten Produzenten von Treibhausgasen.
Uno-Klimachef Yvo de Boer nannte die Teilnahme Obamas in Kopenhagen "entscheidend für einen Erfolg des Treffens". Was bisher an Zusagen der Staaten für die Konferenz vorliege, sei aber nicht ausreichend, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen.
Die US-Klimaziele liegen zwar weit hinter denen der EU-Staaten zurück, doch hatten die USA noch unter der Vorgängerregierung von Präsident George W. Bush den von Menschen verursachten Klimawandel grundsätzlich bezweifelt und es abgelehnt, internationale Verpflichtungen im Kampf gegen die Welterwärmung einzugehen.
Dass die US-Regierung in dieser Frage nun einen neuen Kurs steuert, gilt als entscheidend dafür, dass auch große Schwellenländer wie China oder Indien Bereitschaft zeigen, den Ausstoß von Treibhausgasen spürbar zu reduzieren. Die beiden Staaten haben bislang - wie die USA - zum geltenden Klimavertrag von Kyoto keinen Beitrag geleistet. Der Gipfel in Kopenhagen soll Grundlagen für ein Nachfolgeabkommen des Kyoto-Vertrags liefern, der 2012 ausläuft.
Obama werde am 9. Dezember - zwei Tage nach Beginn der Konferenz - in die dänische Hauptstadt reisen, sagte sein Sprecher. Am Tag darauf erhält der US-Präsident in Oslo den Friedensnobelpreis. Obama plant allerdings nicht, in der voraussichtlich entscheidenden Phase zum Abschluss des Gipfels am 18. Dezember einzugreifen. Für diese Zeit haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und etwa 65 weitere Staats- und Regierungschef in Kopenhagen angekündigt.
Zudem liegen die von Obama genannten Klimaziele (minus 17 Prozent gegenüber 2005) weit hinter den Klimazielen der EU zurück. Im Vergleich zum Ausstoß im Jahr 1990 - der weltweit geltenden Messlatte - entspricht dies einem Minus von nur etwa vier Prozent. Die EU-Staaten haben dagegen 30 Prozent Reduzierung in Aussicht gestellt, wenn es zu einem neuen Abkommen kommt, und 20 Prozent bereits jetzt fest zugesagt. Deutschland will den Ausstoß um 40 Prozent reduzieren.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) lobte die Vorlage eines Minderungsziels der USA: "Das lässt hoffen, dass Amerika in Kopenhagen seine Führungsrolle doch noch wahrnehmen wird." Voraussetzung sei aber, dass die USA eine weitere Treibhausgasreduzierung bis 2050 glaubwürdig darlegten.
Um die Erwärmung der Welt auf zwei Grad zu begrenzen, müssen die Industriestaaten den Treibhausgasausstoß bis 2050 um mehr als 80 Prozent reduzieren. Allerdings gegenüber 1990 und nicht - wie jetzt von Obama in Aussicht gestellt - gegenüber 2005.