Die USA und Indien schicken ihre Regierungschefs nach Kopenhagen. Jetzt hoffen alle, dass der Klimagipfel doch noch ein Erfolg wird.
Washington. US-Präsident Barack Obama und der indische Regierungschef Manmohan Singh wollen an der entscheidenden Phase des Weltklimagipfels teilnehmen und haben damit wieder Hoffnungen auf einen Durchbruch geweckt. Obama reist zum Abschluss der Beratungen am 18. Dezember nach Kopenhagen – statt wie zunächst vorgesehen zu Beginn der Konferenz. Damit reagiere Obama auf die Ankündigungen Chinas und Indiens zu konkreten Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel bereit zu sein, hieß es im Weißen Haus.
Zur Änderung der Pläne von Obama sagte dessen Sprecher Robert Gibbs, dies belege Obamas Willen, „alles in seiner Macht stehende für ein positives Ergebnis“ in Kopenhagen zu tun. Es gebe allerdings noch entscheidende Fragen auszuhandeln. Der Präsident des Weltklimarates, Rajendra Pachauri, begrüßte Obamas überraschende Entscheidung als „eine sehr bedeutende Entwicklung“. Die Aussicht auf ein zufriedenstellendes Abkommen in Kopenhagen habe sich damit erheblich verbessert.
Wenige Stunden nach der Ankündigung aus dem Weißen Haus beendete die indische Regierung am Sonnabend die tagelangen Spekulationen über eine Teilnahme Singhs, der nun am 17. und 18. Dezember nach Kopenhagen kommt, wie sein Sprecher Muthu Kumar mitteilte. China wird von Ministerpräsident Wen Jiaobao vertreten. Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace freute sich über die Teilnahme von Obama am Treffen der Staats- und Regierungschefs. „Jetzt sind die Oberhäupter der Länder mit dem größten CO2-Ausstoß alle an Bord in Kopenhagen. Damit sind alle Voraussetzungen für ein historisches Weltklimaabkommen gegeben“, erklärte Greenpeace-Experte Martin Kaiser.
Zehntausende Menschen demonstrierten unterdessen am Wochenende in London für den Abschluss eines umfangreichen Abkommens im Kampf gegen die globale Erwärmung. Weitere Protestmärsche gab es unter anderem in Brüssel, Paris, Glasgow und Belfast. Laut Polizei kamen allein im Zentrum Londons rund 20.000 Menschen zusammen, die Veranstalter vom Bündnis Stoppt das Klima-Chaos sprachen von 40.000. Die Teilnehmer trugen blaue Kleidung und versammelten sich zum Abschluss ihres Demonstrationszuges am Parlament zu einer gigantischen „blauen Welle“. „Die britische Regierung muss in Kopenhagen für ein umfassendes, gerechtes und verbindliches Abkommen kämpfen“, forderte Oxfam-Chefin Barbara Stocking.
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CHRONIK: DER WEG NACH KOPENHAGEN
Vor dem Protestmarsch durch die Londoner Innenstadt forderte auch das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, der Erzbischof von Canterbury Rowan Williams, den Abschluss eines Klimaabkommens in Kopenhagen. Die Menschen sollten nicht auf jene hören, die sagten, es müsse eine Wahl getroffen werden, „sich entweder um die Menschen oder um die Erde zu kümmern“, sagte Williams.
Papst Benedikt VXI. ermahnte die Teilnehmer des Weltklimagipfels am Sonntag zu einem besonnenen und verantwortungsbewussten Umgang mit der Schöpfung. Er hoffe, dass der Gipfel positive Ergebnisse für die Bewahrung der Schöpfung und das Allgemeinwohl erbringen werde, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Vatikansprecher Federico Lombardi mahnte bereits am Samstag in einem Beitrag für Radio Vatikan, der Erfolg des Gipfels hänge von jedem einzelnen Menschen ab. Entscheidend seien nicht nur die Zusagen der Staaten, sondern auch die Summe des Verhaltens aller Bewohner der Erde.