Russland hat nach dem Verzicht der USA auf das Raketenprojekt in Mitteleuropa reagiert - und verzichtet nun seinerseits.
Moskau. Die russische Armee sieht nach dem Verzicht der USA auf das US-Raketenabwehrprojekt in Mitteleuropa keinen Grund mehr zur Stationierung von Kurzstreckenraketen nahe der polnischen Grenze. Die von Moskau in der Ostsee-Exklave Kaliningrad um die ehemalige Stadt Königsberg erwogenen Gegenmaßnahmen würden aufgegeben.
Das sagte der russische Vize-Verteidigungsminister Wladimir Popowkin am Sonnabend dem Radiosender Echo Moskwy. „Die Vernunft hat (bei US-Präsident Barack Obama) über den Ehrgeiz gesiegt“, sagte Popowkin. Zuvor hatte bereits Kremlchef Dmitri Medwedew als Oberbefehlshaber der russischen Armee die Abkehr der USA von den Plänen in Polen und Tschechien begrüßt.
Bei einer Stationierung der Iskander-Systeme in Kaliningrad wären besonders die US-Raketenabwehr-Standorte in Polen und Tschechien ins Visier der Kurzstreckenraketen geraten, sagte Popowkin. Damit hätte Moskau aber keine internationalen Vereinbarungen verletzt. Popowkin kündigte zudem an, dass sich Russland häufiger als in der Vergangenheit Rüstungstechnik aus dem Ausland zulegen werde.
In einem ersten Waffengeschäft mit Israel habe Moskau 14 unbemannte Spionageflugzeuge gekauft, sagte der Vize-Verteidigungsminister. Er nannte damit erstmals die Gesamtzahl der Drohnen, für die Moskau laut Medien 37 Millionen Euro bezahlt haben soll. Den Berichten zufolge kaufte das auf seine Waffen bisher so stolze Russland damit erstmals seit 1940 wieder Militärtechnik im Ausland ein.
Popowkin bestätigte auch Verhandlungen mit dem NATO-Land Frankreich über den Kauf eines französischen Hubschrauberträgers der Mistral-Klasse. Die russische Armee würde solche Kriegsschiffe lieber im Inland kaufen, bedauerte er. „Aber für solche Waffen ist ein entsprechendes Niveau der technischen Kultur notwendig.“ Der Kauf ausländischer Rüstungstechnik ist in Russland heftig umstritten.