US-Präsident Barack Obama bietet Moskau eine neue Zusammenarbeit an. Er will auf die Stationierung der umstrittenen Raketenabwehr in Osteuropa verzichten, wenn Russland dabei hilft, Irans Raketenpläne zu stoppen. Der Kreml lehnte zunächst ein Tauschgeschäft ab.
Washington. Der russische Präsident Dmitri Medwedew hat in einer neuen Runde des Streits um die US-Raketenabwehrpläne in Mitteleuropa "Tauschgeschäfte" mit Washington abgelehnt. US-Präsident Barack Obama hatte Medwedew nach einem Bericht der "New York Times" angeboten, auf die Aufstellung der umstrittenen Raketenabwehr in Mitteleuropa zu verzichten. Im Gegenzug sollte Moskau dabei helfen, die Entwicklung von iranischen Langstreckenraketen zu verhindern.
Moskau werde sich nur mit konkreten Vorschlägen zur Raketenabwehr befassen, die den amerikanischen, europäischen und russischen Sicherheitsinteressen genügten, sagte Medwedew nach Angaben der Agentur Interfax bei einem Besuch in Madrid. Politische "Tauschgeschäfte" werde es nicht geben.
"Wir arbeiten auch so in absoluter Übereinstimmung mit unseren amerikanischen Partnern bei der Frage des iranischen Atomprogramms zusammen", sagte Medwedew. "Wenn die neue US-Regierung hoffentlich gesunden Menschenverstand walten lässt und, sagen wir, irgendeine neue Konstruktion vorschlägt, sind wir zu Verhandlungen bereit", sagte Medwedew. Russland hatte in der Vergangenheit mehrfach den Aufbau einer gemeinsamen Raketenabwehr gegen mögliche Bedrohungen aus dem Iran vorgeschlagen. Die von Moskau dazu angebotene gemeinsame Nutzung einer russischen Radaranlage in Aserbaidschan war von Washington abgelehnt worden. Die "New York Times" hatte berichtet, der "geheime" Brief Obamas sei Medwedew von einem ranghohen Regierungsvertreter vor drei Wochen übergeben worden. Darin heiße es, die USA benötigten das Raketenabwehrsystem nicht, falls der Iran jede Anstrengungen einstelle, Nuklearsprengköpfe und ballistische Raketen zu bauen.
Russland hatte sich vehement gegen die Raketenpläne gewandt, die Obamas Amtsvorgänger George W. Bush initiiert hatte. Die Verträge zur Errichtung einer Radaranlage in Tschechien und zur Stationierung von Abfangraketen in Polen zwischen den USA und den beiden osteuropäischen Ländern sind bereits geschlossen. Die USA hatten das Vorhaben mit einer Bedrohung durch Langstreckenraketen aus Ländern wie dem Iran begründet.
Aus Moskau verlautete, dass Außenminister Sergej Lawrow am kommenden Freitag mit seiner amerikanischen Amtskollegin Hillary Clinton über das Thema Raketenabwehr sprechen wolle. Obama und der russische Präsident Medwedew werden sich dann am 2. April erstmals bei dem G20-Gipfel in London treffen.