Viele erwarten eine Verbesserung ihrer Lebenssituation von außen und halten den US-Präsidenten für “allmächtig“.
Kampala. Gespannt blickt die Welt auf die USA, wo die Amtseinführung des neuen Präsidenten Barack Obama immer näher rückt. Der Beginn seiner Präsidentschaft am 20. Januar wird mit großen Erwartungen an den ersten schwarzen US-Präsidenten überladen sein - vor allem aus Afrika. Quer über den Kontinent hinweg sehen die Afrikaner in Obama, dessen Vater aus Kenia stammt, den neuen Heilsbringer und setzen zum Teil sehr irrationale Hoffnungen in ihn.
"Jeder spricht darüber in Afrika, aber die Erwartungen sind rein emotional", sagt der Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Uganda, Jürgen Peters, im Gespräch mit dem Abendblatt und warnt vor heftigen Enttäuschungen. Weil so viel darüber diskutiert wird, hat er nach Obamas Wahl sogar eine hochrangig besetzte Veranstaltung unter der provozierenden Frage: "Ist Obama ein Präsident von Afrika?" organisiert.
Das "Yes we can" des neuen US-Präsidenten wird nach Peters Beobachtung allerdings meistens weniger als Ansporn zum eigenen Engagement verstanden, das dann nach dem Vorbild von Obama bis an die Spitze einer Gesellschaft führen kann. Vielmehr herrscht die Erwartung, dass Obama von außen mit seiner Politik etwas zur Verbesserung der eigenen Lebenssituation beiträgt. In diese Gedankenwelt projiziert jeder seine eigenen Wünsche. So gebe es bis in die Bildungsschichten die weit verbreitete Vorstellung, die Einwanderung in die USA sei nun unproblematisch, denn im Weißen Haus sitze schließlich ein Schwarzer. Die Opposition in Uganda geht davon aus, dass Obama in Afrika die Diktatoren abschaffen wird. "Die Erkenntnis, dass auch Obama nicht allmächtig ist, hat sich noch nicht herumgesprochen", sagt Peters.
In der Euphorie über Obamas Wahlsieg rief nicht nur Kenias Präsident Mwai Kibaki den Wahltag am 6. November zum Feiertag aus, im Parlament des Nachbarstaates Uganda gaben sich die Politiker als Zeichen der Solidarität O-Namen, wie eben O-bama. Diese sind das Kennzeichen des Stammes der Luo, dem Obamas verstorbener Vater angehörte. Eigentlich eine verkehrte Welt. Den Luo haftet das Etikett an, "faul und dumm" zu sein, sagt Peters. Sie leben im Länderdreieck Kenia, Uganda, Sudan. In Afrika hätte im Moment ein Luo kaum eine Chance, auf den Präsidentensessel zu kommen. Bestes Beispiel ist Kenia. Dort verweigerte Präsident Kibaki dem jetzigen Premierminister Raila Odinga eine faire Wahl. Darüber kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Stammesangehörigen, bis sich alle auf ein aufgeblasenes Kabinett unter Beteiligung aller einigten. "Da wird ein US-Präsident bewundert, der in Afrika niemals eine Chance gehabt hätte", sagt Peters kopfschüttelnd. Er sieht darin eine große Gefahr. "Wenn die Luo bemerken, dass sich auch mit der Präsidentschaft Obamas für sie selbst nichts verändert, wird es neue Unruhen geben. Dann dreht sich die Hoffnung in Hoffnungslosigkeit."
Für den Busfahrer Twa Twa (38) aus Kampala ist Obama eine Herausforderung für die Afrikaner. "Wenn die Amerikaner einen Schwarzen an der Spitze akzeptieren, dann müssen auch die afrikanischen Präsidenten die Ergebnisse freier Wahlen anerkennen", sagt er. Robert Mugabe, Diktator von Südafrika beweist allerdings gerade der Welt, dass er sich darum überhaupt nicht kümmert.