Kommentar

Wenn man die Bevölkerungen der USA, der EU und Japans addiert, erhält man die gigantische Zahl von rund 880 Millionen zumeist wohlgenährten Menschen, von denen viele an Übergewicht leiden. Ihnen steht weltweit eine gleich große Zahl an Menschen gegenüber, die Hunger leiden.

Hunger ist ein uraltes Phänomen, das wir aus den ältesten Schriftquellen der Menschheit kennen. Es ist zum einen naturgegeben - etwa durch Dürren oder Naturkatastrophen. Und zum anderen vom Menschen selbst zu verantworten - durch Kriege, Mißwirtschaft, Verschwendung. In Afrika, wo Millionen Menschen hungern, finden sich alle diese Ursachen. Eine Lösung des Elends liegt daher nicht einfach im Zücken eines Scheckbuches oder der Veranstaltung von Konzerten, so edelmütig dies auch sein mag. Der Nutzen von kulturellen und politischen Großveranstaltungen wie Live 8 oder dem G-8-Gipfel liegt eher in der weltweiten Aufmerksamkeit, die dem Problem zuteil wird.

Wenn aber die Bürger von Staaten wie Deutschland, das aus Finanznot Kindergärten und Bildungseinrichtungen schließt, massiv helfen sollen, müssen sie das in der Gewißheit tun können, daß ihr Geld den Richtigen zugute kommt. Viele afrikanische Staaten leisten sich jedoch korrupte Regime, sinnlose Kriege und eine haarsträubende Politik angesichts pandemischer Bedrohungen wie Aids, der schon 20 Millionen Afrikaner erlegen sind.

Schenke einem Hungernden keinen Fisch, fordert ein altes Sprichwort, sondern lehre ihn zu fischen. Das heißt: zwar Erste Hilfe für die Hungernden, dann aber erleichterter Marktzugang für afrikanische Waren im Westen, Schuldenerlaß, Abbau der westlichen Exportsubventionen für Agrarprodukte - und massiver Druck auf die Regime zur Änderung jener Politik, die Armut und Hunger erst hervorbringt. Ein Dauertropf diffuser Finanzhilfe würde sich eher lähmend auf die enormen Potentiale dieses Kontinents auswirken.