Er war sauer über den anbiedernden Text eines Nachwuchsreporters und ließ seinem Unmut freien Lauf. Der Korrektor der Zeitung „Nanfang Dushibao“ hatte aber Pech, dass niemand mehr vor dem Druck auf den Artikel schaute. So wurden die Funktionäre düpiert und die Zensur umgangen. Das Wort “Arschkriecherei“ wurde bei den Chinesen zum beliebten Suchwort im Internet – bis die Regierung es sperren ließ.
Peking. "So eine Arschkriecherei begeistert mich wirklich", stand mitten in einem anbiedernden Artikel eines Nachwuchsreporters in der südchinesischen Zeitung "Nanfang Dushibao". Dabei hatte nicht er diesen Kommentar in den Text geschrieben, sondern ein Korrektor.
Der Mann war genervt von der Lobhudelei über Parteifunktionäre bei dem Besuch von Wanderarbeitern. Vor dem Drucken der Zeitung konnte der Setzer mit der Notiz aber wohl nichts anfangen und baute den ursprünglich schmeichelnden Satz "so hohe Führer zu sehen, begeisterte alle" zu der Arschkriecher-Formulierung zusammen, die dann in Druck ging.
In einer Auflage von 420 000 kam die Zeitung heraus. Der Satz blieb weitgehend unbemerkt. Erst als die Zeitung Wochen später öffentlich beteuerte, hinter dem Druckfehler steckten keine politischen Motive, kam es zum Skandal.
Mitarbeiter der Zeitung enthüllten Details in Blogs. In Kommentaren im Internet hieß es: "Ich bin ja so begeistert." Die beliebte chinesische Suchmaschine Baidu ließ "Arschkriecherei" nicht mehr als Suchbegriff zu. Auch war der Artikel online nicht mehr zu finden. Dafür kursierten aber weiter Fotos davon.
Wie die Hongkonger "South China Morning Post" berichtete, verhängte die Zeitung eine Geldstrafe von 1000 Yuan (114 Euro) gegen den Korrektor. Ein Redakteur, dem der Druckfehler entgangen war, muss 500 Yuan (57 Euro) bezahlen.