Die katholische Kirche hat den Bischof aufgefordert sich von seinen Positionen zum Völkermord an den Juden zu distanzieren.

Vatikanstadt. Williamson solle sich "unmissverständlich und öffentlich" von seinen Äußerungen distanzieren, hieß es in einer Erklärung des Vatikan. Dies müsse geschehen, bevor er als Bischof wiedereingesetzt werden könne.

Die Aufhebung der Exkommunizierung des Holocaust-Leugners Williamson und von drei weiteren Bischöfen der erzkonservativen Pius-Bruderschaft am 24. Januar durch Papst Benedikt XVI. hatte einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Benedikt XVI. habe zum Zeitpunkt dieser Entscheidung nichts von dem Interview Williamsons gewusst, das er dem schwedischen Fernsehen gegeben hatte. Williams Äußerungen zur Shoah seien "absolut inakzeptabel", erklärte das Staatssekretariat. Papst Benedikt XVI. habe daher bereits vor einer Woche seine "absolute Solidarität" mit den Juden bekundet und die Bedeutung der Erinnerung an den Holocaust unterstrichen.

In dem Interview hatte Williamson die Existenz von Gaskammern in den NS-Konzentrationslagern geleugnet. Am Vortag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als erste Regierungschefin vom deutschen Papst eine eindeutige Klarstellung verlangt. Der Vatikan hatte daraufhin zunächst erklärt, der Papst habe jede Form der Holocaust-Leugnung bereits klar verurteilt.

Daraufhin hat die Kritik aus Politik und Kirche am Vatikan weiter zugenommen. SPD-Chef Franz Müntefering forderte den Papst auf, die Rehabilitierung Williamsons rückgängig zu machen. Die Wiederaufnahme des Bischofs in die katholische Kirche sei ein "schwerer, historischer Fehler", sagte Müntefering der "Berliner Zeitung". Auch der Zentralrat der Juden verlangte, der Vatikan müsse , "konkrete Konsequenzen" ziehen. Es gehe nicht darum, dass Fehler gemacht worden seien, sondern dass "diese wieder ausgeräumt werden", erklärte die Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch. Nötig sei eine "Kurskorrektur" und eine "klare Abgrenzung der Kirche" von der Pius-Bruderschaft. Der Berliner Erzbischof Georg Sterzinsky sagte der "Bild"-Zeitung, der Papst solle die Aufhebung der Exkommunikation Williamsons zurücknehmen. Den Holocaust zu leugnen, sei "ungeheuerlich". "Das müsse in Ordnung gebracht werden, sagte Sterzinsky.

Der Bruder des Papstes, Georg Ratzinger, verteidigte Benedikt XVI. dagegen. Merkels öffentliche Kritik habe ihn persönlich enttäuscht, sagte Ratzinger der "Leipziger Volkszeitung" . Er habe sie "immer als vernünftige Frau gesehen". Vielleicht stehe sie jedoch "momentan auch unter Druck, dass sie sich jetzt so äußert, wie sie es vernünftigerweise nicht machen würde", sagte Ratzinger.

Unterstützung bekam der Papst auch aus Regensburg. Dem Papst sei die Äußerung von Williamson "nicht bekannt gewesen", sagte der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller in der ARD. "Er hat keinen Fehler gemacht und braucht sich nicht zu entschuldigen." Williamsons Leugnung bezeichnete Müller hingegen als "idiotisch". Er habe "in furchtbarer Weise" der Kirche geschadet und den Papst "reingelegt".

Der Vatikan erklärte gestern weiter, der deutsche Pontifex habe mit der Rücknahme der Exkommunikation der Traditionalisten-Bischöfe im Sinne der Einheit der Kirche gehandelt. Er habe wohlwollend auf wiederholte Nachfragen in dieser Richtung vonseiten der Priesterbruderschaft St. Pius reagiert. Die Teilrehabilitierung der Traditionalisten, so der Vatikan, habe die vier Bischöfe von einer "schweren Strafe nach kanonischem Recht befreit", ihnen aber nicht ihre Funktionen innerhalb der Kirche zurückgegeben. "Um eine vollständige Rehabilitierung zu erlangen, ist eine eindeutige Anerkennung des II. Vatikanischen Konzils und der Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikts XVI. selbst unabdinglich", forderte der Vatikan. Bisher hätten die Traditionalisten kein Recht, ihr Bischofsamt auszuführen. Auch die kirchenrechtliche Position der Piusbruderschaft, die nicht anerkannt wird von der katholischen Kirche, habe sich in durch die Rücknahme der Exkommunikationen nicht geändert.