Papst Benedikt XVI. ist schon von mehreren Seiten kritisiert worden - von Moslems, Juden und auch von Katholiken. Doch seit der Rehabilitierung des...

Rom/Hamburg. Papst Benedikt XVI. ist schon von mehreren Seiten kritisiert worden - von Moslems, Juden und auch von Katholiken. Doch seit der Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Richard Williamson und weiterer Bischöfe der erzkonservativen Piusbruderschaft stellen auch Kirchenfürsten die Entscheidungsfindung im Vatikan öffentlich infrage. Auch an der Basis grummelt es in mancher Gemeinde.

Doch der Papst steht längst nicht allein da. Solidarität mit ihm haben die katholisch-konservativen Vereinigungen "Pro Sancta Ecclesia", "Pro Missa Tridentina" und "Una Voce Deutschland" in der gegenwärtigen Debatte gefordert. "Die Kampagne gegen Papst Benedikt XVI. sprengt inzwischen alle nachvollziehbaren Proportionen", heißt es in einer gestern in Ober-Olm veröffentlichten Erklärung. Die "unverantwortlichen Äußerungen" des traditionalistischen Weihbischofs Richard Williamson hätten zu einer "schamlosen Hetze" gegen das Kirchenoberhaupt geführt.

Der Papst verdiente nicht die Anrede "Vater", wenn er die Aufhebung der Exkommunikation abhängig machen würde von Sympathie, politischen Erwägungen oder dem politischen Wohlverhalten des Betroffenen, betonten die Vereinigungen.

Williamson, der mit seiner Leugnung von Gaskammern und millionenfachem Mord an den Juden die Turbulenzen um Papst, und Kirche ausgelöst hat, lebt hinter dicken Mauern, gut abgeschirmt von seinen Glaubensbrüdern. Es ist ein großes Gebäude im Stil des Neokolonialismus, überragt von Glockentürmen, das 40 Kilometer westlich von Buenos Aires ein Priesterseminar beherbergt. "In diesem ungeheuren medialen Sturm, der durch meine unvorsichtigen Bemerkungen im schwedischen Fernsehen ausgelöst wurde, bitte ich Sie, mein aufrichtiges Bedauern" entgegenzunehmen, heißt es in einem Schreiben Williamsons an Kardinal Dario Castrillon Hoyos, der sich im Vatikan um eine Wiederherstellung des Dialogs zu traditionalistischen Katholiken bemüht. Und dann schaltete sich auch noch der Generalobere der Pius-Bruderschaft, Bernard Fellay, ein. Er entschuldigte sich beim Papst für die Äußerungen Williamsons - und untersagte diesem "jede öffentliche Stellungnahme zu politischen und historischen Fragen".

Der 1988 vom abtrünnigen Erzbischof Marcel Lefebvre zum Bischof geweihte Williamson ist kein unbeschriebenes Blatt, was die Leugnung des Holocaust angeht. Und auch darüber hinaus machte der 1971 zum Katholizismus konvertierte anglikanische Pfarrerssohn schon seit Jahren durch krude Ansichten auf sich aufmerksam.

Wie die US-Zeitung "National Catholic Reporter" berichtet, stand die kanadische Polizei schon 1989 kurz davor, gegen den gebürtigen Briten zu ermitteln, weil er gegen das kanadische Gesetz gegen Volksverhetzung verstoßen haben soll. Bei einer Rede in Quebec soll er den Juden vorgeworfen haben, für den Modernismus und die Korruption in der katholischen Kirche verantwortlich zu sein. Damit war er sich durchaus einig mit Lefebvre, der noch im August 1985, also drei Jahre vor seiner Exkommunikation, in einem Brief an Papst Johannes Paul II. die "Juden, Kommunisten und Freimaurer" für den Glaubens- und Sittenverfall in der katholischen Kirche verantwortlich machte.

Zugleich hat Williamson bereits 1989 in Kanada erklärt, dass nicht ein einziger Jude in den Gaskammern der Nazis gestorben und dass der Holocaust ein Mythos gewesen sei, damit der Westen die Gründung des Staates Israel unterstützte. Zugleich hat der Bischof laut Zeitungsbericht die Bücher des deutschstämmigen Neonazis und Auschwitz-Leugners Ernst Zündel gelobt - darunter Titel wie "Hitler, wie wir ihn liebten und warum" und "Starben wirklich sechs Millionen?".