In fast allen Ländern werden die von Obama verfügten Drohnenangriffe scharf kritisiert. Dennoch hoffen in Europa viele auf seine Wiederwahl.
Hamburg. Er galt auch im Ausland als der Hoffnungsträger, der die USA nach der Präsidentschaft von George W. Bush wieder zu einer weltweit geachteten Führungsrolle führen sollte. Nach knapp dreieinhalb Jahren im Weißen Haus ist die Begeisterung für Barack Obama jedoch einer gewissen Ernüchterung gewichen, ergab eine weltweite Studie des renommierten Washingtoner PEW-Instituts.
+++ Mitt Romney liegt in Umfragen vor Obama +++
So sind die Menschen in Europa vor allem mit der internationalen Politik Obamas deutlich weniger zufrieden. Nur noch 63 Prozent sehen Obama hier auf dem richtigen Weg, 2009 - im Jahr seines Amtsantritts - waren es noch 78 Prozent gewesen. Zugleich erhält der US-Präsident aus Europa aber auch den größten Zuspruch: Vor allem in Deutschland, Spanien und Frankreich hofft die Mehrzahl der Bürger auf eine Wiederwahl Obamas am 6. November. Dort sieht man die USA um bis zu 20 Prozentpunkte positiver als noch 2008, dem letzten Amtsjahr von George W. Bush.
In Deutschland schwankt das Meinungsbild zwischen Zuspruch und Kritik. Der Studie zufolge sind hierzulande viele von Obamas Wirtschafts- und Klimapolitik enttäuscht, wollen ihn aber auch zukünftig als Präsidenten sehen. Die durchweg schlechtesten Noten bekam der US-Präsident in Russland, China und einigen muslimischen Ländern ausgestellt. Der weltweiten Studie zufolge, für die 26 000 Menschen aus 21 Nationen befragt wurden, stehen die Menschen in muslimischen Ländern wie Ägypten, der Türkei und Pakistan Obama noch kritischer gegenüber als ohnehin schon bei seinem Amtsantritt. Nur 15 Prozent der dort Befragten sehen die USA im positiven Licht (2009: 34 Prozent).
+++ Zweifel an Obamas Friedenswillen +++
Nach Meinung der Forscher hat die Enttäuschung über Obamas Politik unterschiedliche Gründe. In fast allen Ländern gebe es scharfe Kritik an den von Obama verfügten Drohnenangriffen gegen mutmaßliche Terroristen, in 17 von 20 Ländern sei sogar mehr als die Hälfte der Befragten dagegen. Zudem sehen heute viele Länder nicht mehr die USA, sondern China als führende Wirtschaftsmacht. Dieser Trend sei unter den Europäern besonders stark.
Doch nicht nur international, sondern auch in seiner Heimat verliert Obama an Boden. Knapp fünf Monate vor der Präsidentenwahl rutscht er laut einer Umfrage von Reuters/Ipsos auf den schlechtesten Umfragewert seit Januar. Der Vorsprung auf seinen republikanischen Herausforderer schmolz von sieben auf nur noch einen Prozentpunkt. 45 Prozent der Befragten sprachen sich für den Amtsinhaber aus, 44 Prozent für Mitt Romney.