Die Gewalt in Syrien geht weiter. Nun hat sich auch al-Qaida eingeschaltet und zum bewaffneten Kampf gegen das Assad-Regime aufgerufen.
New York. Die Gewalt in Syrien ist nach den Worten des Chefs der UN-Friedensmissionen, Herve Ladsous, in einen Bürgerkrieg eskaliert. „Ja, ich denke, dass man das sagen kann“, antwortete er nach Angaben seines Sprechers Kieran Dwyers auf die Frage von Journalisten am Dienstag (Ortszeit). Al-Qaida mischte sich unterdessen mit einem Aufruf zum bewaffneten Kampf gegen das Regime von Präsident Baschar Assad in den Konflikt ein. US-Außenministerin Hillary Clinton warf Russland vor, Assad mit Kampfhubschraubern zu unterstützen und damit den Konflikt weiter zu verschärfen.
Nach Angaben Dwyers haben UN-Beobachter in den vergangenen fünf Tagen eine erhebliche Zunahme der Gewalt sowohl von den syrischen Streitkräften als auch von den Rebellen gesehen. Die Regierungstruppen versuchten, von Rebellen kontrollierte Gebiete zurück zu erobern. Dabei würden auch Kampfhubschrauber eingesetzt - „mit verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung“, sagte Dwyer. Die Opposition versuche im Gegenzug, ihre Angriffe auf Regierungstruppen und zivile Infrastruktur zu koordinieren. „Der Konflikt hat nahezu alle Regionen Syriens erfasst“, sagte Dwyer.
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Al-Qaida rief Araber und Syrer zum Kampf gegen das Regime auf, wie aus einer Videobotschaft der Nummer zwei des Terrornetzwerks Al-Kaida, Abu Jahja al-Libi, hervorgeht. Sie wurde am Dienstag veröffentlicht, nach Angaben auf einer Webseite islamistischer Extremisten aber bereits im November aufgezeichnet. Al-Libi wurde vergangene Woche bei einem US-Drohnenangriff in Pakistan getötet.
Wie die Beobachtergruppe SITE mitteilte, rief Al-Libi Araber und Syrer auf, sich von „Illusionen der Friedfertigkeit“ zu lösen und den bewaffneten Kampf aufzunehmen. Al-Kaida hat versucht, den arabischen Frühling für sich auszunutzen. Die Gewalt in Syrien ist ein populäres Thema auf Online-Foren der Dschihadisten.
Ladsous’ Aussage, Syrien befinde sich bereits in einem Bürgerkrieg, kam einen Tag nach schweren Vorwürfen der UN über Gewalt von Regierungstruppen gegen Kinder. Die Weltorganisation setzte Syrien erstmals auf eine Liste mit Staaten, in denen Kinder in bewaffneten Konflikten getötet, sexuell angegriffen und rekrutiert werden. Unbeeindruckt davon gingen Truppen des Regimes nach Angaben von Aktivisten am Dienstag gegen Demonstranten in der ostsyrischen Stadt Deir el Sur vor und töteten dabei mindestens zehn Menschen.
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Bereits zuvor hatte auch das US-Außenministerium schwere Vorwürfe gegen die Regierung in Damaskus erhoben und dieser vorgeworfen, sich „neuer schrecklicher Taktiken“ zu bedienen. Clinton sagte am Dienstag in Washington, eine russische Lieferung von Kampfhubschraubern an Assad würde „den Konflikt ziemlich dramatisch eskalieren lassen“. Russland hat sich wiederholt gegen ein militärisches Eingreifen der internationalen Gemeinschaft in Syrien ausgesprochen und im UN-Sicherheitsrat Resolutionen gegen das Land verhindert.
Angesichts der steigenden Zahl der Flüchtlinge fürchtet die Türkei ein Übergreifen des Konflikts in Syrien auf sein Staatsgebiet. „Wir sind beunruhigt über die Möglichkeit, dass er sich auf uns ausbreiten könnte“, zitierte die staatliche Rundfunkanstalt TRT den stellvertretende Außenminister Naci Koru. Die bewaffneten Auseinandersetzungen in Syrien „betreffen unsere Sicherheit“. In den vergangenen zwei Tagen seien 1.400 weitere Flüchtlinge aus Syrien in der Türkei eingetroffen, sagte Koru. Damit stieg die Gesamtzahl der syrischen Flüchtlinge im Nachbarland auf über 29.000.
mit Material von dapd und Reuters