Kinder hätten erzählt, dass sie sich auf Panzer setzen müssen, damit diese nicht von Aufständischen angegriffen würden. Das berichtete die britische BBC am Dienstag unter Berufung auf die Uno.
Weltweites Entsetzen über eine Bericht der Vereinten Nationen: Syrische Truppen sollen Kinder als menschliche Schutzschilde missbraucht haben. Das berichtete die britische BBC am Dienstag unter Berufung auf die Uno. Ihr Team sei mit „schrecklichen“ Schilderungen über gefolterte und massakrierten Kinder aus Syrien zurückgekehrt, sagte die UN-Sondergesandte für Kinder in bewaffneten Konflikten, Radhika Coomaraswamy, dem Sender. So hätten Kinder erzählt, dass sie sich auf Panzer hätten setzen müssen, damit diese nicht von Aufständischen angegriffen würden.
Sie habe es noch nie zuvor erlebt, dass Kinder nicht verschont würden, sondern in einem Konflikten sogar noch als Ziel dienten. „Wir haben Kinder gesehen, die gefoltert wurden und die noch die Spuren der Folter tragen“, sagte Coomaraswamy. „Wir sind wirklich geschockt(...) Diese Folterungen von Kindern in Gefangenschaft, Kinder von gerade einmal zehn Jahren, das ist sehr außergewöhnlich, das haben wir woanders wirklich noch nicht gesehen.“
Viele ehemalige Soldaten hätten von Schüssen auf Wohngebiete berichtet. Sie hätten Kinder und Kleinkinder gesehen, die getötet und verstümmelt worden sein.
Zugleich erhob sie Vorwürfe gegen die oppositionelle Freie Syrische Armee, die ebenfalls Kinder in Gefahr bringe. „Zum ersten Mal hörten wir auch, dass Kinder von der Freien Syrischen Armee rekrutiert werden, vor allem für medizinische und Hilfsarbeiten, aber immer noch an der Front“, sagte Coomaraswamy.
Angriffe in syrischen Provinzen – Hohe Verluste auf beiden Seiten
Die syrischen Regierungstruppen müssen bei ihren Einsätzen in den Hochburgen der Regimegegner unterdessen immer mehr Verluste hinnehmen. Ein Nachrichtenportal der Opposition schrieb unter Berufung auf eine Brigade der Freien Syrischen Armee, in der Provinz Homs hätten Deserteure am Montag mehrere gepanzerte Fahrzeuge der Truppen von Präsident Baschar al-Assad zerstört. Außerdem hätten sich in einem Stützpunkt der Luftwaffe zahlreiche Soldaten und Offiziere den Deserteuren angeschlossen.
Jüngste Berichte über den Einsatz von Artillerie, Hubschraubern und Panzern in den Städten Al-Haffa und Latakia sowie die jüngsten Angriffe in der Region Homs beunruhigen die Vereinten Nationen. Der Syrien-Sonderbeauftragte Kofi Annan äußerte „ernste Sorge“ über die Eskalation der Gewalt zwischen Regierungstruppen und Rebellen, hieß es am Montag in einer Mitteilung seines Büros in Genf.
Annan sei berichtet worden, dass in diesen Städten eine große Zahl von Zivilisten „in der Falle sitzen“. Der Syrien-Beauftragte der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga rief alle an dem Konflikt beteiligten Seiten auf, Zivilisten zu schonen und für ihre Sicherheit zu sorgen. Er forderte außerdem, dass den UN-Beobachtern in Syrien umgehend der Zugang nach Al-Haffa erlaubt wird.
Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, am Sonntag seien 22 Angehörige der Armee und der Sicherheitskräfte beigesetzt worden. Diese seien von „Terroristen“ in den Provinzen Latakia, Damaskus-Land und Deir as-Saur getötet worden. Am Montag seien in Duma außerhalb von Damaskus zahlreiche „Terroristen“ getötet worden. Auch ein Angehöriger der Sicherheitskräfte sei bei dem Gefecht in Duma ums Leben gekommen. Während eines weiteren Gefechts in der Provinz Latakia seien fünf Polizisten ums Leben gekommen. Im Damaszener Viertel Birse hätten die Regimegegner zwei Autos in die Luft gesprengt. Insgesamt drei Fahrzeuginsassen seien dabei ums Leben gekommen.
In einem Internet-Forum der Opposition war am Wochenende ein Video aufgetaucht, das angeblich maskierte syrische Regimegegner zeigt. Sie tragen Panzerfäuste und danken „den Revolutionären aus Derna“ in Libyen für ihre Waffenlieferungen. Auch aus anderen Quellen mehren sich inzwischen Hinweise darauf, dass die Bewaffnung der Assad-Gegner jetzt deutlich besser ist als noch vor etwa zwei Monaten. In Saudi-Arabien hatte das Herrscherhaus kürzlich islamische Geistliche gewarnt, die zu Spenden für Syrien aufgerufen hatten.
Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter berichtete, am Montag hätten die Regierungstruppen versucht, die von den Regimegegnern kontrollierte Ortschaft Al-Rastan sowie mehrere Viertel der Stadt Homs einzunehmen. In Al-Rastan seien vier Menschen getötet worden, darunter ein Mädchen. Durch die Explosion eines Sprengsatzes neben einer Patrouille in der Stadt Idlib seien vier Angehörige der Sicherheitskräfte und ein Zivilist ums Leben gekommen. In einem Dorf in Idlib seien drei Deserteure bei einem Gefecht mit den Regierungstruppen ums Leben gekommen. Insgesamt zählten die Regimegegner auf ihrer Seite am Montag 49 Todesopfer, die meisten von ihnen in der Provinz Idlib.
Die Oppositionswebsite All4Syria meldete, am Wochenende seien acht Aktivisten aus dem Gefängnis entlassen worden. Auch drei Aktivisten, die ohne Gerichtsurteil festgehalten wurden, habe man freigelassen. (dapd/dpa)