Die inhaftierte ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko leidet in Charkow unter einer bedrückenden Situation im Krankenhaus.
Kiew. Die behandelnden Berliner Ärzte unterstützen den Wunsch der inhaftierten ukrainischen Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko nach einer Verlegung in ein Kiewer Krankenhaus oder in Hausarrest. „Das würde sicher die Gesamtsituation verbessern und die Therapierbarkeit deutlich vereinfachen“, sagte Charité-Chef Karl Max Einhäupl am Dienstag in Berlin. Die Anreise nach Kiew dauere nur einen statt zwei Tage. Charkow, wo Timoschenko derzeit im Krankenhaus liegt, ist noch einmal 450 Kilometer weiter entfernt. In der derzeitigen Klinik seien die Bedingungen für die 51-Jährige zudem psychisch belastend. Seit Sonntag wird Timoschenko erneut vom Berliner Neurologen Lutz Harms behandelt.
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Es sei schwierig, ein vertrauensvolles Verhältnis zur Patientin aufzubauen, weil ständig Wachpersonal anwesend sei und Videokameras liefen, sagte Einhäupl. Immerhin hätten die Berliner Ärzte erreicht, dass die Kameras bei den Visiten abgedeckt werden. Timoschenko befürchte aber, dass noch weitere Kameras versteckt seien und Videos von ihr im Internet erschienen, sagte Einhäupl. Darüber hinaus habe sie Angst vor einer Infektion und lasse sich daher weder Blut abnehmen noch Injektionen geben.
Erschwerend komme hinzu, dass die Fenster im Krankenzimmer abgeklebt seien, so dass kein Tageslicht durchkomme. Erst seit einer Woche scheine etwa 15 Minuten täglich Licht in den Therapieraum, erklärte die Ärztin Anett Reißhauer. Wegen des Tageslichtmangels bestehe die Gefahr einer Osteoporose. Timoschenko bekomme daher eine Vitamin D-Therapie.
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Anfang Oktober erlitt die frühere Regierungschefin einen Bandscheibenvorfall, der den Ärzten zufolge zunächst nur unzureichend behandelt wurde und deshalb chronische Schmerzen verursache. Inzwischen hätten die Schmerzen aber nachgelassen. Timoschenko sei mobil und könne an Therapien teilnehmen. „Die Resignation ist etwas verflogen. Sie sieht, dass etwas passiert“, sagte Einhäupl.
Wie lange die Charité-Ärzte Timoschenko behandeln, stehe noch nicht fest. Die Familie wolle die Kosten übernehmen. Timoschenko war im Oktober wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Bereits im vergangenen Jahr hatten ihre Anwälte Hausarrest beantragt. Ein Gericht lehnte dies ab.