Kiew/Berlin. Die Forderungen nach einem Boykott der Fußball-EM im Juni in der Ukraine werden lauter. Erste deutsche Politiker sprechen sich inzwischen dafür aus, selbst eine Verlegung von Spielen der Fußball-EM aus der Ukraine nach Deutschland oder Polen zu prüfen, falls die Regierung in Kiew im Fall der Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko nicht noch einlenkt. Die schwer erkrankte ehemalige ukrainische Regierungschefin, die nach einem umstrittenen Strafprozess eine siebenjährige Haftstrafe verbüßt, ist im Hungerstreik. Nach eigenen Angaben wurde sie von Wärtern misshandelt.
"Sollte es Alternativen zu den Spielstätten in der Ukraine in Polen geben, muss man diese ernsthaft und schnell überprüfen", sagte FDP-Generalsekretär Patrick Döring der "Bild am Feiertag". Ähnlich äußerten sich mehrere Unions-Abgeordnete. "Eine Verlegung der Spiele von der Ukraine nach Polen, Österreich oder Deutschland wäre das richtige politische Signal an die undemokratische Regierung in Kiew", sagte die menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion, Erika Steinbach (CDU), dem Blatt.
Nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ließe sich eine solche Verlegung gut bewerkstelligen. Bereits vor mehr als einem Jahr hätten sich Vertreter von Uefa, DFB und Bundesinnenministerium an einen Tisch gesetzt, um ein Krisenszenario zu entwickeln, sagte GdP-Chef Bernhard Witthaut. Danach sei Deutschland in der Lage, kurzfristig die ukrainischen EM-Spiele zu übernehmen. DFB-Chef Wolfgang Niersbach schloss dagegen eine kurzfristige Verlegung von Spielen etwa nach Deutschland aus. "Die Menschen in der Ukraine haben diese Europameisterschaft verdient", sagte er "Bild".