Wieder sind in Afghanistan ausländische Helfer Opfer eines Verbrechens geworden. Eine Britin, eine Kenianerin und drei Afghanen wurden verschleppt.
Kabul. Unbekannte haben in der nordostafghanischen Provinz Badachschan nach offiziellen Angaben zwei ausländische Mitarbeiterinnen einer Schweizer Hilfsorganisation entführt. Auch drei einheimische Mitarbeiter der Organisation Medair seien verschleppt worden, sagte der Sprecher des Provinzgouverneurs, Abdul Maruf Rasekh, am Mittwoch. Aus Polizeikreisen hieß es, bei den Frauen handele es sich um eine Britin und eine Kenianerin. Medair beschreibt sich selbst als Hilfswerk, dessen Mitarbeiter „durch ihren christlichen Glauben motiviert sind“.
Aus Polizeikreisen hieß es, man wisse, dass die Entführer die Opfer in eine Berggegend im Distrikt Schahr-e-Bosorg gebracht hätten. „Wir werden versuchen, sie sicher und bald zu befreien.“ Die Polizei sei in der Nähe. Auch in den umliegenden Distrikten seien Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft. Rasekh vermutete einen kriminellen und keinen politischen Hintergrund. Er glaube nicht, dass die Taliban in die Tat verwickelt seien, sagte er. In der Gegend operierten kriminelle Banden, die auf Lösegeld aus seien.
Die fünf Medair-Helfer waren nach Angaben der Provinzregierung unterwegs zu einem Gesundheitsprojekt, als Bewaffnete sie verschleppten. Medair mit Sitz im Schweizerischen Ecublens ist nach eigenen Angaben seit 1996 in Afghanistan tätig. Derzeit arbeiteten 15 internationale und 175 einheimische Mitarbeiter für das Hilfswerk, heißt es auf der Homepage. Ziel sei, „den hilfsbedürftigen Menschen in den abgelegenen Regionen des Landes zur Seite zu stehen und den armen, von den Konflikten betroffenen Menschen vor Ort zu helfen“.
In Badachschans Hauptstadt Feisabad unterhält die Bundeswehr ein Feldlager mit knapp 200 deutschen Soldaten, das im Herbst im Rahmen des Abzugs schließen soll. Die Provinz ist relativ friedlich.
Allerdings waren im August 2010 im Grenzgebiet zwischen Badachschan und der unruhigeren Provinz Nuristan zehn Ärzte und Helfer getötet worden, die für die christliche Hilfsorganisation International Assistance Mission (IAM) gearbeitet hatten. Die Opfer waren eine Deutsche, sechs Amerikaner, eine Britin und zwei Afghanen. Die Taliban hatten sich zu der Tat bekannt und die Helfer als „christliche Missionare“ bezeichnet.
Im vergangenen August waren zwei deutsche Entwicklungshelfer beim Wandern im Hindukusch-Gebirge verschwunden. Später stellte sich heraus, dass sie ermordet worden waren. In der Vergangenheit sind in Afghanistan auch immer wieder Ausländer entführt worden.
Der afghanische Geheimdienst verhinderte unterdessen eigenen Angaben zufolge mit der Festnahme von fünf Aufständischen am Mittwoch einen Selbstmordanschlag auf die Verbindungsstraße zwischen Kabul und dem Flughafen der Hauptstadt. Die mutmaßlichen Attentäter fuhren in einem mit über 500 Kilogramm Sprengstoff beladenen Kleinbus, als sie an einem Kontrollposten angehalten wurden, wie die Nationale Direktion für Sicherheit mitteilte. Zuvor hätten die Behörden einen Tipp erhalten, hieß es.
Der verhinderte Anschlag habe dem Geheimdienst zufolge ein Protest gegen den Nato-Gipfel in Chicago sein sollen. Bei dem Treffen war die Zukunft Afghanistans ein wichtiges Thema. Die Nato-Mitgliedsstaaten beschlossen dort den Abzug der Kampftruppen aus Afghanistan bis Ende 2014 und eine anschließende Mission zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte.