Berlin. In acht Stunden umsteigefrei von Hauptstadt zu Hauptstadt: Darauf haben viele Reisende gewartet. Sie dürfen nicht enttäuscht werden.

Touristen und Geschäftsleute haben lange darauf gewartet, seit diesem Montag ist es so weit: Ab sofort verbindet ein direktes ICE-Zugpaar im Tagesverkehr Berlin mit Paris. In acht Stunden umsteigefrei und mit nur wenigen Zwischenhalten von Hauptstadt zu Hauptstadt: Das ist eine gute Nachricht für Reisende, für das Klima und für die deutsch-französischen Beziehungen insgesamt. Die Deutsche Bahn und die französische SNCF betreiben die Verbindung gemeinsam. Der grenzüberschreitende Bahnverkehr in Europa boomt. Hier lässt sich richtig Geld verdienen, entsprechend wächst das Angebot. So soll es sein.

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Politik-Korrespondent Thorsten Knuf. © Funke Foto Services | Reto Klar

Jetzt müssen die beiden Staatsbahnen allerdings auch halten, was sie versprechen. Zwischen Berlin und Paris gibt es jede Menge Flugverbindungen. Und das Flugzeug ist im Zweifel nicht nur schneller, sondern auch günstiger als die Eisenbahn. Aber acht Stunden Zugfahrt lassen sich von Anfang bis Ende sinnvoll nutzen. Wenn das Internet, die Toiletten, die Klimaanlage und die Kaffeemaschine im Bordbistro funktionieren, können acht Stunden im ICE ein angenehmes Reiseerlebnis sein.

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Doch das ist genau das Problem: In dem Zustand, in dem die Deutsche Bahn ist, muss man auch auf dieser Strecke mit dem Schlimmsten rechnen. Aus acht Stunden Fahrt können erfahrungsgemäß schnell neun oder zehn bei lausigem Komfort werden. In Deutschland ist die Bahn-Infrastruktur marode, da nützen auch der schönste Fahrplan und die besten Absichten nichts. Gerade französische Reisende fassen sich regelmäßig an den Kopf, wenn sie erleben, was Bahnnutzern hierzulande zugemutet wird. Wenn es schlecht läuft, schlägt die Freude vieler Kunden über die neue Direktverbindung schon bald in Enttäuschung um. Es wäre nicht das erste Mal.