Berlin. Für Assad wird es eng. Rebellen sollen mit der Einkreisung der Hauptstadt begonnen haben und nahmen am Abend wohl die Stadt Homs ein.

Die regierungsfeindlichen Kämpfer in Syrien haben nach eigenen Angaben damit begonnen, die Hauptstadt Damaskus einzukreisen. Am Abend hieß es, dass zudem die strategisch wichtige Stadt Homs von den Rebellen eingenommen worden sei.

Hassan Abdel Ghani, ein Militärchef der islamistischen Allianz, welche die Offensive im Nordwesten des Landes gestartet hatte, teilte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag mit: „Unsere Kräfte haben mit der letzten Phase der Einkreisung der Hauptstadt Damaskus begonnen.“

Nach Angaben von Aktivisten sollen Soldaten der syrischen Regierung Posten in der Nähe von Damaskus verlassen haben. Die Regierungstruppen hätten sich aus dem Ort Artuz, etwa 15 Kilometer südwestlich von Damaskus, zurückgezogen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Sie seien nun etwa zehn Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Das syrische Verteidigungsministerium dementierte die Angaben, die sich zurzeit nicht unabhängig überprüfen lassen.

Rebellen haben einen Kontrollposten in der zentralsyrischen Stadt Hama errichtet.
Rebellen haben einen Kontrollposten in der zentralsyrischen Stadt Hama errichtet. © AFP | OMAR HAJ KADOUR

Syrische Großstadt Homs fällt offenbar an Rebellen

Am Samstagabend hieß es, die strategisch wichtige Großstadt Homs sei nach Angaben von Aktivisten an die syrischen Rebellen gefallen. Die Regierungstruppen hätten sich aus der Stadt zurückgezogen, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte Rami Abdel-Rahman der Deutschen Presse-Agentur. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, die Streitkräfte positionierten sich neu um die Stadt Homs.

Ein Fahrzeug der Rebellen am Samstagnachmittag auf dem Vormarsch nach Homs.
Ein Fahrzeug der Rebellen am Samstagnachmittag auf dem Vormarsch nach Homs. © AFP | AREF TAMMAWI

Die drittgrößte Stadt Syriens liegt zwischen Aleppo im Norden und der Hauptstadt Damaskus im Süden. Zudem liegt sie an einer strategisch wichtigen Position zwischen den Hochburgen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad an der Küste und Damaskus. Für Assad dürfte es damit zunehmend schwierig werden, das Blatt noch einmal zu werden.

Damaskus: Rebellen wollen Gefangene aus Militärgefängnis befreien

Die Rebellen hätten mehrere Dörfer in der Umgebung von Damaskus umzingelt. Ziel sei es unter anderem Gefangene aus einem Militärgefängnis nördlich der Stadt zu befreien. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen von Informanten vor Ort. Die Aufständischen haben während ihrer Offensive bereits Hunderte Häftlinge aus einem zentralen Gefängnis in der Stadt Hama befreit.

Syrisches Militär warnt vor angeblich falschen Nachrichten

Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hält die Einnahme von Damaskus durch die Rebellen und den Sturz der Regierung nur noch für eine Frage der Zeit. Das sagte Rami Abdel-Rahman der Deutschen Presse-Agentur.

Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien ist seit Jahren eine der führenden Quellen für Informationen aus dem Bürgerkriegsland. Sie stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien.

Das syrische Militär warnte unterdessen vor angeblich falschen Nachrichten über die Einnahme von Gebieten im Umland von Damaskus und anderer Städte wie Homs durch die Rebellen. Demnach stellten terroristische Schläferzellen Videos von Straßen und Plätzen ins Internet, um den Eindruck zu erwecken, sie hätten dort die Kontrolle übernommen.

Familie von Assad soll bereits im russischen Exil sein

Die islamistischen Kämpfer der HTS und verbündete Verbände hatten in der vergangenen Woche überraschend eine Großoffensive gegen die Armee des syrischen Machthabers Baschar al-Assad gestartet. Innerhalb kurzer Zeit brachten diese Kämpfer weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle, darunter die Großstädte Aleppo und Hama im Nordwesten. Berichten zufolge soll Assad seine Familie bereits in das Exil nach Russland ausgeflogen haben.  

Er selbst hat nach Angaben seines Amtssitzes in Damaskus das Land nicht verlassen. „Wir bestätigen, dass der syrische Präsident seine Arbeit sowie seine nationalen und konstitutionellen Aufgaben von der Hauptstadt Damaskus weiterführt“, so die Mitteilung. Auch kurzfristige Auslandsbesuche gebe es nicht, hieß es weiter. 

Die Vereinten Nationen ziehen derweil nicht notwendiges Personal aus Syrien ab. Das teilte ein Sprecher mit. Die UN würden aber weiterhin ihre Dienste in dem Bürgerkriegsland bereitstellen, um das syrische Volk in dieser schwierigen Situation zu unterstützen.

Israel verstärkt Truppen an der Grenze zu Syrien

Das Bild zeigt den Blick von den Golanhöhen auf den Grenzzaun zwischen Israel und Syrien.
Das Bild zeigt den Blick von den Golanhöhen auf den Grenzzaun zwischen Israel und Syrien. © AFP | JALAA MAREY

Unterdesseen verstärkt die israelische Armee (IDF) angesichts des Vormarsches der Rebellen auch in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Israel seine Truppen auf den Golanhöhen. „Entsprechend der Lagebeurteilung beruft die IDF zusätzliche Kräfte für Verteidigungsaufgaben in der Region der Golanhöhen an der israelisch-syrischen Grenze ein“, teilte die Armee auf Telegram mit. Angaben zum Umfang der Verstärkungen machte die Armee auch auf Anfrage hin zunächst nicht. Es war bereits die zweite Ankündigung dieser Art binnen 24 Stunden.

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Israel reagierte damit auf den Rückzug des syrischen Militärs aus Daraa und Suweida im Südwesten Syriens. Die syrische Staatsagentur Sana berichtete unter Berufung auf das Militär, die Regierungstruppen positionierten sich neu, nachdem „terroristische Elemente“ Kontrollpunkte der Armee angegriffen hätten. Die beiden Städte liegen nur wenige Kilometer östlich der Golanhöhen, die Israel im Sechstagekrieg 1967 erobert und 1981 annektiert hatte. International wird dies von vielen Staaten nicht anerkannt.

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